Brauchen Kassenärzte überhaupt noch eine Kassenärztliche Vereinigung oder ist das derzeitige KV-System überholt? Diese Frage hat das Online-Ärztenetzwerk Hippokranet seinen Mitgliedern gestellt und eine ernüchternde Antwort erhalten: Über 90 Prozent der Befragten würden für eine Schließung der KV abstimmen, wenn es heute zu einer Urabstimmung käme. Nur 81 der bislang 824 befragten Kassenärzte (9,7 Prozent) würden für den Fortbestand des jetzigen KV-Systems ohne jede Veränderung stimmen.
Laut Umfrage sind die Kassenärzte mehrheitlich (59, 7%) unzufrieden mit den Strukturen und Abrechnungswegen und würden etwa eine direkte Rechnung an den Patienten begrüßen. Ein knappes Drittel ist zwar für den Fortbestand der KV, sieht aber grundlegenden Änderungsbedarf, etwa eine starke Ausrichtung an Mitgliederentscheiden. Eine völlige Verstaatlichung der Medizin würde nur eine verschwindende Minderheit von zwei Prozent begrüßen.
Die meisten Ärzte wollen den KBV-Vorstand nicht mehr
Der angekündigte Rücktritt des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) Dr. Andreas Köhler ist für 79,5 Prozent der Hippokranet-Mitglieder (655 Ärzte) ein geeigneter Anlass, den gesamten KBV-Vorstand auszutauschen, was auch den Rücktritt der Vorstandsvize Regina Feldmann impliziert. Rund 77 Prozent (634 Ärzte) halten den Führungswechsel an der Spitze der KBV für einen geeigneten Zeitpunkt, um eine Urabstimmung unter allen Vertragsärzten zu initiieren.
Die Umfrage des Online-Ärztenetzwerk Hippokranet hat am 22. Januar begonnen. 824 niedergelassene Haus- und Fachärzte hatten sich bis zur ersten Auswertung am 28. Januar daran beteiligt.
Noch haben die KVen einen Sicherstellungsauftrag
In Deutschland gibt es 17 Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) sowie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Die KVen vertreten rund 150.000 Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland. KVen haben einen so genannten Sicherstellungsauftrag, der besagt, dass jeder Bürger in Deutschland wohnortnah einen Arzt findet und rund um die Uhr qualitativ hochwertig versorgt werden soll.
Foto: KBV