
Säuglinge, die gegen das Rotavirus geimpft wurden, entwickeln im späteren Leben seltener Diabetes-Typ-1 – Foto: ©RioPatuca Images - stock.adobe.com
Eine vollständige Impfung gegen das Rotavirus in den ersten Lebensmonaten könnte mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung von Typ-1-Diabetes verbunden sein. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie von Forschern der Universität von Michigan.
Das Rotavirus ist vor allem für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich. Es verursacht Durchfall und Erbrechen, die zu Flüssigkeitsverlust und Austrocknung führen können. In den USA ist die Impfung für Säuglinge empfohlen. Sie wird in mehreren Dosen zwischen dem 2. und dem 8. Lebensmonat gegeben - und zwar in Tropfenform zum Einnehmen.
Impfstoff für Säuglinge wurde 2006 eingeführt
Ein Team um die Epidemiologin Dr. Mary A.M. Rogers untersuchte die US-weite Impfrate und die Wirksamkeit der Impfung. Sie verwendeten dafür anonyme Versicherungsdaten von 1,5 Millionen amerikanischen Kindern, die vor und nach der Einführung des modernen Rotavirus-Impfstoffs im Jahr 2006 geboren wurden. In fast allen Fällen war der Impfstoff für die Familie des Säuglings kostenlos.
Mehr als 540.000 Kinder in der Studie, die nach 2006 geboren wurden, erhielten die komplette Serie des Rotavirus-Impfstoffs, fast 141.000 erhielten mindestens eine Dosis. Die Vergleichsgruppe, die in den fünf Jahren vor Verfügbarkeit des Impfstoffs geboren wurde, umfasste fast 547.000 Kinder. In Deutschland wird die Rotavirus-Impfung für Säuglinge seit 2013 empfohlen.
Kann Rotavirus-Impfung vor Diabetes 1 schützen?
Es zeigte sich: Die Kinder, die alle empfohlenen Dosen eines Rotavirus-Impfstoffs erhielten, hatten ein um 33 Prozent geringeres Risiko als nicht geimpfte Kinder, an Typ-1-Diabetes zu erkranken. Kinder, die mit der Impfserie begonnen hatten, diese jedoch nicht beendeten, hatten kein geringeres Risiko für Typ-1-Diabetes. Die Rotavirus-Impfung könnte also vor Diabetes 1 schützen.
Die These wird durch die Ergebnisse einer australischen Studie gestützt, die Anfang 2019 veröffentlicht wurde. Nach der Einführung des Rotavirus-Impfstoffs in dem Land reduzierte sich das Risiko für eine Neuerkrankung an Typ-1-Diabetes um 14 Prozent. Die Autoimmunerkrankung manifestiert sich meist im Kindes- oder Jugendalter.
Rotavirus führt zu Entzündung der Beta-Zellen
Das passt auch zu Laborstudien, die zeigen, dass das Rotavirus eine Entzündung bei der gleichen Art von Pankreaszellen hervorruft, die bei Menschen mit Typ-1-Diabetes betroffen sind. Bei Diabetes-Typ-1 werden die insulinproduzierenden Pankreas-Zellen, die so genannten Beta-Zellen, durch körpereigene Anikörper zerstört.
Die Patienten sind daher lebenslang von Insulin-Injektionen abhängig sind und müssen mehrmals täglich ihren Blutzucker überprüfen. Wird die Krankheit nicht gut behandelt wird, können die Betroffenen Probleme mit Nieren, Herz, Augen, Blutgefäßen und Nerven entwickeln.
Mehr Zeit und mehr Daten nötig
Bei einer vollständigen Impfung treten pro 100.000 Kinder im Jahr acht Fälle von Typ-1-Diabetes weniger auf, erläutert Rogers weiter in einer Mitteilung der Universität. Es wären aber mehr Zeit, weitere Daten und Analysen nötig, um diese Ergebnisse zu erhärten.
Die Wissenschaftler hoffen, dass in den kommenden Jahren die Diabetes-1-Fallzahlen weiter zurückgehen. Wenn man der Studie folgt, kann das aber nur funktionieren, wenn die Eltern ihre Kinder impfen lassen. Die Untersuchung wurde in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröeffentlicht.
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