In der ersten Analyse wurden 51 Studien untersucht, die eigentlich dafür konzipiert worden waren, die prophylaktische Wirkung von Acetylsalicylsäure gegen die Bildung von Blutgerinnseln zu untersuchen. In der Metaanalyse zeigte sich, dass die Einnahme von ASS zur einer Reduzierung der Krebsmortalität um insgesamt 15 Prozent führte. Hatten die Patienten ASS fünf Jahre und länger eingenommen, sank das durch Krebs bedingte Sterberisiko sogar um 37 Prozent. Bei Dosierungen ab 300 mg/d reduzierte sich die Krebssterblichkeit auch schon innerhalb der ersten drei Jahre um 31 Prozent.
ASS: Studien
In einer zweiten Studie, in der die Ergebnisse von Fallkontrollstudien mit randomisierten Studien verglichen worden waren und das jeweilige Sterberisiko über einen Zeitraum von 20 Jahren berechnet worden war, zeigte sich, dass das Krebsrisiko jeweils um ungefähr 40 Prozent gesenkt werden konnte. So gab es bei Darmkrebs dosisunabhängig eine Reduktion des Risikos um 38 Prozent in den Fallkontrollstudien und um 42 Prozent in den randomisierten Untersuchungen zu verzeichnen. Metastasen traten mit ASS um rund ein Drittel seltener auf als ohne. Bei lokal fortgeschrittenen Geschwulsten zeigte sich allerdings kein Unterschied.
Bei der dritten Studie wurden wiederum Untersuchungen herangezogen, welche die Wirkung von ASS auf gefässbedingte Ereignisse untersucht haben. Betrachtet wurden hier die Daten von denjenigen Patienten, bei denen bereits ein Krebs diagnostiziert worden war. Es wurde untersucht, wie sich die Einnahme von ASS auf die Bildung von Metastasen auswirkte. Wie sich zeigte, konnte ASS die Rate metastasierter Krebserkrankungen um 31 Prozent senken. Bei Darmkrebs ergab sich sogar eine Risikoreduzierung um 74 Prozent.
ASS zur Krebsprohylaxe
Die Studien bestätigen also die seit einiger Zeit bestehende These, dass ASS zur Krebsprophylaxe und eventuell sogar bei der Therapie von Tumoren eingesetzt werden könnte. Bei bestimmten Krebsarten wie Darmkrebs scheint ASS eine besonders gute Wirkung zu haben. Es gibt aber auch noch Zweifel. So erklärten die Forscher Andrew Chan und Nancy Cook von der Universität Harvard in einem Kommentar zu den aktuellen Analysen, dass noch nicht zu einem routinemässigen Einsatz von ASS bei der Krebsprävention geraten werden könnte. Zum einen widersprächen die beiden bisher grössten Studien, welche die Wirkung von ASS bei der Primärprävention gegen Krebs untersucht haben, nämlich die Women's Health Study und die Physicians' Health Study, den aktuellen Ergebnissen. In diesen Studien hatte sich kein Nutzen von ASS bei der Krebsprophylaxe gezeigt. Allerdings war ASS hier nicht täglich, sondern nur jeden zweiten Tag gegeben worden.
Nebenwirkungenund Risiken
Zum anderen müssten nach Angaben der Autoren mögliche Komplikationen bei einer Dauergabe von ASS in die Berechnungen einbezogen werden. Vor allem innere Blutungen, die häufig als Nebenwirkungen von ASS auftreten, müssten in Betracht gezogen werden. Und drittens, so erklärten die Wissenschaftler, gebe es bisher keine Studie, welche die Effekte unterschiedlicher ASS-Dosierungen direkt miteinander vergleicht.