Jungen Männern mit Erektionsstörungen kann geholfen werden

Auch junge Männer können unter Erektionsstörungen leiden – Foto: ©VadimGuzhva - stock.adobe.com
Über Erektionsstörungen wird ungern gesprochen. Vor allem junge Männer scheuen sich meist, über ihr Problem zu reden. Dabei kommt es gar nicht so selten vor, dass junge und ansonsten gesunde Männer unter erektiler Dysfunktion (ED) leiden. Jede vierte ED-Neudiagnose soll heute auf einen Mann unter 40 Jahren fallen. Die meisten von ihnen weisen keine der für Erektionsprobleme ansonsten typischen Probleme wie vaskuläre, neurogene, endokrine oder strukturelle Anomalien auf. Trotzdem haben sie Probleme, eine Erektion zu bekommen und / oder sie aufrechtzuerhalten.
Erektion ist ein komplexer Vorgang
Eine Erektion stellt einen komplexen Vorgang dar, bei denen Nerven im Gehirn, Rückenmark und Becken mit Blutgefäßen und Hormonen zusammenspielen. Gerade bei älteren Menschen sind Erektionsstörungen häufig die Folge einer anderen Erkrankung, wie beispielsweise Diabetes, Arteriosklerose, Nervenerkrankungen oder Bluthochdruck. Auch kann eine Erektionsstörung als Folge der Einnahme von Medikamenten wie beispielsweise gegen Bluthochdruck oder auch von Antidepressiva auftreten. Auch psychische Gründe sind nicht selten. Häufig besteht eine Kombination aus mehreren Faktoren.
Gerade bei betroffenen jungen Männern handelt es sich oft um eine sogenannte psychogene ED. Sie haben einen erhöhten Sympathikotonus, das heißt das spinale Erektionszentrum wird gehemmt oder die sympathischen Efferenzen sind so verstärkt, dass es den Tonus der glatten Muskulatur im Penis erhöht und die Erweiterung der Blutgefäße erschwert.
Doppelstrategie soll jungen Männern mit erektiler Dysfunktion helfen
US-Urologen haben nun eine Doppelstrategie entwickelt, die speziell auf jüngere Männer mit erektiler Dysfunktion zugeschnitten ist. Dafür muss zunächst eine umfängliche Anamnese erhoben und eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt werden. Biothesiometrie sowie eine penile Duplexsonografie gehören dazu, bei Patienten ohne Ansprechen auf PDE-5-Hemmer mit der Injektion vasoaktiver Substanzen. Laborergebnisse werden ebenfalls herangezogen.
Werden durch diese Untersuchungen keine eindeutigen körperlichen Ursachen entdeckt, sollte mit den Patienten die Möglichkeit einer psychogenen ED erörtert werden. Dabei erfährt der Patient Näheres über die Mechanismen, mit denen das ZNS eine Erektion durchkreuzen kann, ohne dass dies den Betroffenen bewusst wird.
Über die Hälfte der Betroffenen profitierte von der Strategie
Die Urologen um Adam Wiggins vom Rush University Medical Center in Chicago raten dazu, danach den Patienten 5 mg Tadalafil zur Nacht zu verordnen. Bei Bedarf können bis zu 20 mg ein bis zwei Stunden vor dem Sexualverkehr eingenommen werden. Hat diese Behandlung bereits Erfolg, kann nach acht Wochen versucht werden, das Tadalafil auszuschleichen. Ist die Wirkung noch nicht zufriedenstellend, sollte eine psychosexuelle Therapie erfolgen, so der Rat der US-Forscher.
In einer retrospektiven Analyse konnten die Forscher zeigen, dass die Doppelstrategie aus medikamentöser Behandlung und psychosexueller Therapie mehr als der Hälfte der Betroffenen unter 40 Jahren zu zufriedenstellenden Erektionen verhelfen konnte.
Im Durchschnitt waren die Probanden 32 Jahre alt. Probleme, eine Erektion zu bekommen, hatten zu Beginn der Studie 85 Prozent, sie zu halten, 98 Prozent. Bei 73 ließ sich keine eindeutige ED-Ursache identifizieren. Nach einem halben Jahr der Behandlung berichteten nur noch 42 Prozent der Männer von Problemen, 58 Prozent waren mit ihren Erektionen zufrieden. Auch die Orgasmusfunktion und die allgemeine Zufriedenheit hatten sich signifikant gesteigert. Ein Drittel der Männer erreichte die volle Erektionsfähigkeit bereits nur durch das Tadafinil und war damit zufrieden, 12 Prozent waren in psychosexueller Behandlung.
Für Erektionsstörungen stehen eine Reihe von Therapien zur Verfügung
Einschränkend muss erwähnt werden, dass es sich nur um eine kleine Studie mit 185 Patienten handelte. Zudem war die Analyse retrospektiv, und immerhin hatten 71 Prozent der ED-Patienten auch unbehandelt noch Erektionen, die für eine Penetration ausreichten.
Einige Patienten sprachen auch auf die Doppelstrategie nicht an. Bei ihnen können nach Angabe der Urologen weitere Behandlungen wie die Schwellkörper-Autoinjektionstechnik, die Vakuumtherapie, weitere Medikamente oder der Einsatz von Penisprothesen ausprobiert werden. Unter den Studienteilnehmern stellten sich die intrakavernösen Injektionen als am beliebtesten heraus: Immerhin 12 Prozent der jungen Männer, die auf die vorherige Therapie nicht ansprachen, griffen zu den Spritzen.
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