Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Junge Erwachsene mit Krebs müssen Kryokonservierung nach wie vor selber zahlen

Freitag, 8. Mai 2020 – Autor:
Junge Erwachsene mit Krebs müssen die Kryokonservierung, die ihre Fruchtbarkeit erhalten soll, nach wie vor selber zahlen – obwohl sie laut Gesetz bereits seit einem Jahr Kassenleistung ist.
Krebspatientin, krebs, krebstherapie

Eine Krebstherapie kann die Fruchtbarkeit schädigen, daher ist ein Kryokonservierung von Eizellen und Samen nötig – Foto: ©Pixel-Shot - stock.adobe.com

Junge Erwachsene mit Krebs müssen die Kryokonservierung, die ihre Fruchtbarkeit erhalten soll, nach wie vor selber zahlen - obwohl sie laut Gesetz Kassenleistung ist. Vor mehr als einem Jahr, im März 2019, hatte der Bundestag die entsprechende Gesetzes-Änderung beschlossen. Doch noch fehlt die entsprechende Umsetzungs-Richtlinie. Darauf weist die Deutsche Stiftung junge Erwachsene mit Krebs hin.

Bei der Kryokonservierung werden Eizellen, Eierstockgewebe oder Spermien entnommen und eingefroren, sie stehen dann für eine spätere Kinderwunschbehandlung zur Verfügung. Nötig ist das, weil die Krankheit selbst oder die Chemo- oder die Strahlentherapie die Fruchtbarkeit schädigen können. Die Betroffenen müssen bislang die Kosten für die Kryokonservierung meist selber tragen: 4.300 Euro für Eizellen, 2.300 Euro für Ovarialgewebe und 500 Euro für Spermien. Dazu kommen Lagerkosten von etwa 300 Euro pro Jahr.

Experten lehnten Leistungeinschränkungen ab

Vor wenigen Tagen fand nun vor dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) eine Experten-Anhörung zum ersten Entwurf der Richtlinie statt, die für die Umsetzung des entsprechenden Gesetzes notwendig ist. Einhellig hätten die Experten Leistungseinschränkungen ab gelehnt, die von den Krankenkassen und zum Teil auch von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) eingebracht wurden, so die Stiftung.

Danach sollen Mädchen unter 18 Jahren von der Eizellkonservierung ausgeschlossen werden, weitere Einschränkungen sind an der oberen Altersgrenze geplant. Die Richtlinie wird nun überarbeitet. Ob die Experten-Empfehlungen darin Eingang finden, ist allerdings unklar.

Junge Erwachsene mit Krebs müssen Kryokonservierung selber zahlen

Wird die Richtlinie im Plenum des G-BA beschlossen, muss sie dem Bundesministerium für Gesundheit zur Genehmigung vorgelegt werden. Danach hat der Bewertungsausschuss sechs Monate Zeit, festzulegen, wieviel die Ärzte für die Leistungen abrechnen dürfen.

Ob junge Menschen die Kassenleistung noch im laufenden Jahr in Anspruch nehmen können, ist daher völlig offen, so die Stiftung weiter in einer Pressemitteilung. Junge Erwachsene mit Krebs müssen die Kryokonservierung daher nach wie vor selber zahlen

Krankenkassen: Leistung im Einzelfall übernehmen

Die Stiftung kritisiert die Schwerfälligkeit des Richtlinien-Verfahrens. Leidtragende seien die Betroffenen, die in der kurzen Zeitspanne zwischen Krebsdiagnose und Therapie das Geld für die Kryokonservierung selbst auftreiben müssen. Die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs appelliert daher dringend an die gesetzlichen Krankenkassen, die Leistungen bereits jetzt als Einzelfallentscheidungen zu übernehmen beziehungsweise sie als Satzungsleistungen zur Verfügung zu stellen.

Jedes Jahr erkranken in Deutschland nahezu 16.500 junge Frauen und Männer im Alter von 18 bis 39 Jahren an Krebs. Die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs ist Ansprechpartnerin für Patienten, Angehörige, Wissenschaftler, Unterstützer und Öffentlichkeit. Sie wurde von der DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie gegründet. Alle Stiftungsprojekte werden durch Spenden finanziert. 

Foto: Adobe Stock/Pixel-Shot

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Krebs

Weitere Nachrichten zum Thema Kryokonservierung

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin