Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Jugend und Drogen: Weniger Rauschtrinken, mehr Joints

Donnerstag, 23. Juni 2022 – Autor:
Nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erreicht der Alkoholkonsum bei Jugendlichen einen Tiefstand. Auch fangen immer mehr Jugendliche gar nicht erst mit dem Rauchen an. Angestiegen ist aber der Cannabis-Konsum.
Cannabis-Konsument dreht sich einen Joint.

Jeder zweite junge Erwachsene zwischen 18 und 25 hat Erfahrungen mit Cannabis. – Foto: AdobeStock/guruxox

Bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren in Deutschland hat der Alkoholkonsum einen neuen Tiefstand erreicht. Das zeigt eine aktuelle Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Auch bei den jungen Erwachsenen von 18 bis 25 ist der Alkoholkonsum rückläufig. In beiden Altersgruppen der jungen Generation hat auch der Hang zum Rauschtrinken nachgelassen. Die BZgA hält das für eine positive Nebenwirkung der Corona-Pandemie, denn infolge der Restriktionen gab es wenige Anlässe für kollektives Trinken.

Gut 8 Prozent der Jugendlichen trinken einmal die Woche Alkohol

8,7 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen trinken der Studie zufolge regelmäßig, also mindestens einmal wöchentlich, Alkohol. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 waren es noch 21,2 Prozent gewesen. Damit hat sich dieser Wert deutlich reduziert und erreicht den niedrigsten Stand seit Beginn der Beobachtung. Auch bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren ist der Anteil, der regelmäßig Alkohol trinkt, gesunken: Lag er im Jahr 2004 bei 43,6 Prozent, sind es aktuell 32,0 Prozent.

Weniger Alkoholräusche pro Monat – auch wegen Corona

Die Anzahl von Alkoholräuschen pro Monat („30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens“) zeigt sich sowohl bei den 12- bis 17-Jährigen als auch bei 18- bis 25-Jährigen zwischen 2019 und 2021 rückläufig. „Ein möglicher Grund für diese Entwicklung ist, dass es aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weniger Konsumanlässe gab“, heißt es dazu als Erklärung bei der BZgA.

Nur noch 6 Prozent der Jugendlichen unter 18 rauchen

Die Raucherquote liegt bei jungen Leuten stabil „auf historisch tiefem Stand“, beobachtet die Bundeszentrale. 6,1 Prozent der Jugendlichen gaben im Jahr 2021 an, zu rauchen. Im Jahr 2001 waren es noch gut viermal so viele gewesen, nämlich 27,5 Prozent. Bei den jungen Erwachsenen ging die Zahl grob um ein Drittel zurück: von 44,5 Prozent im Jahr 2001 auf zuletzt 29,8 Prozent.

Jeder zweite junge Erwachsene kennt Cannabis

Der Anteil der 18- bis 25-Jährigen, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, ist der Studie zufolge von 34,8 Prozent im Jahr 2012 auf 50,8 Prozent im Jahr 2021 gestiegen. Jeder zweite junge Erwachsene hat damit Erfahrung im Konsum von Cannabis – der höchste Wert seit den 1970er-Jahren. Bei den 12- bis 17-Jährigen ist dieser Anteil im Vergleich zu 2019 nahezu unverändert mit 9,3 Prozent im Jahr 2021. Damit liegt er aktuell höher als noch vor zehn Jahren. Im Jahr 2011 gaben in dieser Altersgruppe 6,7 Prozent an, bereits Cannabis konsumiert zu haben.

Drogenkonsum bei jungen Menschen: Positive und negative Trends

„Die neuen Daten zum Substanzkonsum junger Menschen zeigen insgesamt positive Entwicklungen“,  bewertet der Kommissarische Direktor der Bundeszentrale, Martin Dietrich, die Resultate der Studie. „Immer mehr Jugendliche haben noch nie in ihrem Leben geraucht. Der Konsum von Alkohol bei Jugendlichen geht ebenfalls zurück.“

Jeder zweite junge Mensch hat Cannabis ausprobiert

Mit „großer Sorge“ schaut die BZgA aber offensichtlich auf den Anstieg beim Cannabiskonsum junger Menschen. „Je früher Cannabis konsumiert wird, desto riskanter“, sagt BZgA-Chef Dietrich. Der Konsum von Cannabis könne die Entwicklung des Gehirns im Jugendalter beeinträchtigen. Bei jungen Erwachsenen kann Cannabis zu Herzrhythmusstörungen und sogar zum Schlaganfall führen, zeigt eine US-Studie von 2019. Diese gesundheitlichen Risiken dürften nicht kleingeredet werden, sagt Dietrich.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, verspricht sich von der von der Ampelkoalition betriebenen Legalisierung von Cannabis und einer kontrollierten Cannabisabgabe an Erwachsene auch die Chance, offener als bisher auch über die Gesundheitsrisiken zu sprechen.

Über die BZgA-Suchtmittel-Studie

Der jetzt vorgelegte „Alkoholsurvey 2021“ ist eine deutschlandweite Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Mit dieser erstmals 2010 durchgeführten Untersuchung erhebt die BZgA regelmäßig alle zwei Jahre den Alkohol-, Tabak- und Cannabiskonsum der 12- bis 25-jährigen Bevölkerung bundesweit. Für den jetzt anlässlich des Weltdrogentags am 26. Juni vorgelegten „Alkoholsurvey 2021“ wurden 7.002 junge Menschen in der Zeit der Corona-Pandemie von April bis Juni 2021 befragt.

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) , Drogenbeauftragte , Sucht , Alkohol , Rauchen

Weitere Nachrichten zum Thema „Drogenkonsum“

08.09.2021

Trinken schwangere Frauen Alkohol, kann das bei ihren Kindern geistige, seelische und körperliche Schäden anrichten, an denen sie ihr ganzes Leben lang leiden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rät deshalb werdenden Müttern, in Schwangerschaft und Stillzeit konsequent alkoholfrei zu leben.

Amphetamine gehören zu den sogenannten Lifestyle-Drogen. Sie sind jedoch alles andere als harmlos. So können sie zu Krampfanfällen, Psychosen und dauerhaften Gedächtnisstörungen führen. Auch das Herz wird durch regelmäßigen Konsum geschädigt – bis hin zum plötzlichen Herztod.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin