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Jedes sechste deutsche Kind ist zu dick

Montag, 25. Mai 2020 – Autor:
Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland ganz allgemein im Mittelfeld, was die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen betrifft. Etwa jedes sechste Kind ist zu dick. Auffällig ist: Anders als im europäischen Raum insgesamt sind hier mehr Mädchen als Jungs von Übergewicht betroffen – Tendenz steigend.
Dicker Junge auf dem Sofa mit Knabbersachen, Cola und Fernbedienung

Kinder in Deutschland: Weniger Gemüse auf dem Teller, weniger alterstypische körperliche Aktivität als Kinder in anderen Ländern. – Foto: ©Africa Studio - stock.adobe.com

18 Prozent der Mädchen und 14 Prozent der Jungen in Deutschland sind nach einer jetzt publizierten Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) übergewichtig. Bei den Mädchen stieg dieser Wert im Vergleich zur letzten Erhebung im Jahr 2014 sogar noch um fünf Prozent an. Umgekehrt sind nur halb so viele Mädchen wie Jungen sind körperlich so aktiv, wie es für eine gesunde Entwicklung von der WHO empfohlen wird. Dafür sind sie doppelt so anfällig für psychosomatische Beschwerden. Stress dieser Art in Kindheit und Jugend kann lebenslange Folgen haben. Die Autoren der Studie sprechen hier von „besorgniserregend hohen Zahlen".

Seit 35 Jahren erfasst die WHO in regelmäßigen Abständen Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern zwischen elf bis 15 Jahren. Teil dieser internationalen Befragung in 45 Ländern ist die deutsche Studie, die von sechs Hochschulen durchgeführt und von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg geleitet wurde. Hierfür wurden stichprobenartig 4.347 Kinder und Jugendliche an 146 Schulen bundesweit befragt.

Deutsche Kinder und Jugendliche: Zu wenig Bewegung

„Im internationalen Vergleich liegt Deutschland in vielen Bereichen der Gesundheit und des Gesundheitsverhaltens von Kindern und Jugendlichen im Mittelfeld“, sagt Matthias Richter, Leiter der Studie und Direktor des Institut für Medizinische Soziologie der Universitätsmedizin Halle (Saale). Schlecht im internationalen Vergleich schneiden die jungen Deutschen beim Pensum der altersgerechten und für eine gesunde Entwicklung nötigen körperlichen Aktivitäten ab.

Nur 14 Prozent der Jungen sind körperlich so aktiv wie empfohlen

Die Ergebnisse aller 45 Länder zeigen, dass weniger als einer von fünf Jugendlichen die Empfehlungen der WHO für körperliche Betätigung erfüllt. Auch in Deutschland halten sich Jugendliche selten an die WHO-Empfehlung von 60 Minuten körperlicher Betätigung am Tag. Nur sieben Prozent der Mädchen und 13 Prozent der Jungen sind der Studie zufolge täglich 60 Minuten körperlich aktiv. Passend dazu nehmen sich europäische Jugendliche im internationalen Vergleich häufiger als zu dick wahr. Fast jedes zweite Mädchen und knapp jeder dritte Junge dort sind der WHO-Studie zufolge mit ihrem Körper häufiger unzufrieden.

Mädchen: Doppelt so viele psychosomatische Beschwerden

„Dabei zeigen verschiedene Studien, dass sich sportliche Aktivitäten bereits bei Kindern und Jugendlichen vorbeugend im Hinblick auf Übergewicht, Herz- Kreislauf-Erkrankungen und psychische Erkrankungen auswirken würden“, sagt Soziologe Richter. So machen sich die Forscher auch Sorgen über die psychosoziale Gesundheit junger Menschen in Deutschland. 21 Prozent der Jungen und 41 Prozent der Mädchen berichten über psychosomatische Beschwerden zwei- oder sogar mehrmals in der Woche. Diese Zahl sei „sehr hoch und daher besorgniserregend“, so das Fazit der Wissenschaftler der Uni Halle-Wittenberg.

Jeder Vierte isst jeden Tag Süßigkeiten

Eine Komponente des Problems Übergewicht ist die Ernährung. „Etwa zwei Drittel der Jugendlichen in allen 45 Ländern verzehren nicht genügend nährstoffreiche Nahrungsmittel, und jeder vierte isst jeden Tag Süßigkeiten“, heißt es in der WHO-Studie. Jeder Sechste konsumiert demnach täglich zuckerhaltige Getränke. Bei Heranwachsenden in Deutschland steht seltener als im internationalen Vergleich täglich Gemüse auf dem Speiseplan.

Die Idee der „HBSC-Studie“ der WHO zur Jugendgesundheit

Die WHO-Studie namens HBSC (“Health Behaviour in School-aged Children“) erhebt seit mehr als 35 Jahren die Erfahrungen junger Menschen und ist ein wichtiges Instrument, um Fortschritte einer Vielzahl von gesundheitlichen und sozialen Indikatoren zu prüfen. Sie will Problembereiche identifizieren helfen und damit Politik und Gesundheitsbehörden eine Basis für Handlungskonzepte und Interventionen bereitstellen.

Foto: AdobeStock/Africa Studio

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