Jedes Jahr 600 000 Tote durch Passivrauchen
Knapp 20 Millionen Deutsche greifen täglich zur Zigarette. Doch nicht nur sie sind gefährdet an Bronchitis, Raucherbein, Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs zu erkranken, sie schädigen auch ihre nicht rauchenden Mitmenschen. So sterben laut einer von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in 192 Ländern durchgeführten Studie weltweit pro Jahr etwa 600 000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens. In Deutschland fordert das Passivrauchen jedes Jahr 3.300 Todesopfer, genauso viele wie im Strassenverkehr. Experten der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie (DGT) gehen davon aus, dass Zigarettenqualm die häufigste Ursache für Lungenkrebs bei Nichtrauchern ist.
Passivrauchbelastung ist massgebliche Ursache für Lungenkrebs bei Nichtrauchern
Immerhin sind fast die Hälfte der Deutschen - darunter Kinder, Heranwachsende und Schwangere - zu Hause oder am Arbeitsplatz Tabakrauch ausgesetzt. Daran habe laut DGT auch das Gesetz zum Schutz der Bevölkerung vor den Folgen des Passivrauchens von 2004 bislang nicht viel geändert.
"Konsequenter Nichtraucherschutz ist insbesondere in der Gastronomie nicht gegeben", sagt erklärt Dr. med. Johannes Schildge, Chefarzt der Abteilung Pneumologie an den St. Vincentius-Kliniken in Karlsruhe. Dabei bewiesen Studien, dass rauchfreie Luft die Gesundheit schont: Die Schadstoffkonzentration in Blut und Atemluft nimmt nachweisbar ab, die Funktion der Atemwege bessern sich. Auch eine Studie im Auftrag der DAK-Krankenkasse lässt hoffen: Innerhalb von fünf Jahren werteten Wissenschaftler Krankenhausdaten von mehr als drei Millionen Versicherten aus. Schon ein Jahr nach Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes gab es bei der DAK 1.430 Angina-pectoris-Fälle und 450 Herzinfarkt-Einweisungen weniger als im Vorjahr.
Rauchverbote und gesundheitliche Vorteile
Für einen statistisch belegbaren Einfluss auf die Häufigkeit von Krebs sei der Beobachtungszeitraum noch zu kurz, räumt Dr. Schildge ein. Allerdings beschreiben Studien aus Schottland, Italien und den USA einen Rückgang der Herzinfarktrate nach Inkrafttreten umfangreicher Rauchverbote. Der Experte vermutet: "Für Krebs dürfte langfristig das Gleiche gelten, vorausgesetzt, das Rauchverbot wird konsequent durchgesetzt."
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