Jedes dritte Krankenhaus macht Miese
Dem Report zufolge schrieben ein Drittel der 976 untersuchten Krankenhäuser im Jahr 2012 rote Zahlen. Am härtesten traf es die kommunalen Kliniken. Von ihnen erlitten 57,6 Prozent Verluste, unter den freigemeinnützigen waren es 40,7 Prozent. Nur die Häuser in privater Trägerschaft wiesen zu 95,2 Prozent Gewinne aus. Der Anteil insolvenzgefährdeter Häuser verdoppelte sich zwischen 2009 und 2012 von 7,4 auf 13,8 Prozent. Die durchschnittliche Umsatzrendite sank auf 1,1 Prozent. Auch die EBITDA-Margen gingen deutlich zurück. 44 Prozent der Krankenhäuser stehen ohne ausreichende Investitionskraft da. Ausnahmen sind auch dabei wieder die privaten Kliniken, bei denen 94 Prozent genug Investitionen tätigen können.
Krankenhäuser in den Miesen: Investitionsfonds von Bund und Ländern gefordert
„Den Krankenhäusern geht es schlechter als vor zwei Jahren, in manchen Regionen deutlich schlechter. Viele haben hohe Verluste und fast die Hälfte ist nicht investitionsfähig“, so das Fazit von Report-Autor Dr. Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI). Er fordert vor allem einen gemeinsamen Kraftakt von Bund und Ländern, um die Investitionskrise der Krankenhäuser zu beenden. Aus einem Investitionsfonds mit einem Startkapital von einer Milliarde Euro in den Jahren 2015 und 2016 und laufenden Geldern von 300 Millionen Euro sollen nach Augurzkys Vorstellungen auch Strukturveränderungen finanziert werden.
Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hält einen Investitionsfonds unter Beteiligung des Bundes zur Verbesserung der Strukturen für nötig. „Wir sehen hier den Bund viel stärker in der Verantwortung“, sagte Dr. Roland Laufer von der DKG beim Hauptstadtkongress. Den investiven Mehrbedarf beziffert die DKG auf drei Milliarden Euro jährlich.
Bundesärztekammer für nachhaltige Klinikreform
„Es kann keine Langzeitlösung sein, dass wir immer in gewissen Abständen Reparaturgesetze bekommen. Wir brauchen hier wirklich ein nachhaltiges, perspektivgebendes System der Krankenhausfinanzierung“, forderte der Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer Dr. Bernhard Rochell mit Blick auf die zweite Sitzung der Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Krankenhausreform am kommenden Montag.
Der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn kündigte im Vorfeld Strukturveränderungen an. „Klar ist, dass immer neues Geld nach dem Gießkannenprinzip ins System zu geben keine Lösung ist. Wir brauchen endlich strukturelle Veränderungen, von der Sicherstellung in der Fläche, dem Abbau von Überkapazitäten im Ballungsraum bis zum Qualitätswettbewerb für komplexe Leistungen“, so Spahn. Dass viele Häuser rote Zahlen schreiben, sei besorgniserregend. „Aber ein Großteil der Krankenhäuser steht finanziell auch solide da, ohne dass man sagen könnte, es ginge nur Häusern auf dem Land, kleinen oder großen Häusern oder bestimmten Trägern gut oder schlecht“, so der CDU-Politiker. Eine differenzierte Bewertung der Zahlen aus dem Rating Report würde in die weitere Arbeit der Bund-Länder-Arbeitsgruppe einfließen, so Spahn.
Foto: Angela Mißlbeck