
Die Impfaktion verlangt niedergelassenen Ärzten viel ab – Foto: © Adobe Stock/ Maksymiv Iurii
Die niedergelassenen Ärzte stemmen den größten Teil der Impfkampagne. Dass sie sich dafür einiges anhören müssen, zeigt eine aktuelle Umfrage des Ärztenachrichtendienstes (änd) unter 1 257 Haus- und Fachärzten. Fast jeder vierte (24 %) gab an, in der Praxis schon einmal von Impfgegnern beleidigt oder beschimpft worden zu sein. 19 Prozent sprachen dabei von Einzelfällen, 5 Prozent registrierten mehrfach solche Vorgänge.
Den befragten Ärzten zufolge handelt es sich dabei in der Regel um verbale Attacken von Patienten. In Einzelfällen berichten die niedergelassenen Ärzte aber auch von Drohbriefen, direkten Gewaltandrohungen oder zerstörten Schildern.
Impfen bedeutet Mehraufwand
Obendrein bedeutet das Impfen für die Ärzte einen zusätzlichen Mehraufwand. 82 Prozent der befragten Ärzte gaben an, dass sie aufgrund der Impfaktion ihre wöchentliche Arbeitszeit spürbar erhöhen mussten. Die meisten gaben zwischen fünf und zehn zusätzliche Arbeitsstunden pro Woche an. Auf die Frage, ob sich die Arbeitsbelastung für das ganze Praxisteam durch die Impfungen erhöht habe, antworteten 66 Prozent der Ärzte, dass die Belastung "stark gestiegen" sei, weitere 30 Prozent sehen eine "etwas gestiegene" Arbeitsbelastung.
Ein Teil des Mehraufwands geht offenbar auf die Impfstoffbeschaffung und Terminvergabe zurück: Mehr als jeder dritte Arzt (36 Prozent) gab an, dass er in den vergangenen Wochen häufig Impftermine verschieben und Patienten vertrösten musste, weil der Impfstoff nicht wie erwartet geliefert wurde. Weitere 37 Prozent berichteten von seltenen Verschiebungen.
Jeder fünfte denkt übers Aufhören nach
22 Prozent der befragten Ärzte haben bereits darüber nachgedacht, mit dem Impfen aufzuhören, sind sich aber noch nicht sicher. Dagegen haben fünf Prozent bereits den festen Entschluss gefasst, die Impfaktion bald zu beenden. Die große Mehrheit von 73 Prozent der impfenden Ärzte ist jedoch sicher: "Ja, ich werde so lange Impfungen anbieten, wie es meines Erachtens nötig ist." Dabei stehen weniger Bürokratie, zuverlässigere Impfstofflieferungen sowie leichter zu verplanenden Impfstoff-Einzeldosen ganz oben auf der Wunschliste der impfenden Praxisärzte.
Die Befragung hat der Ärztenachrichtendienst zwischen dem 20. und 26. Dezember 2021 durchgeführt.