Dies zeigt die Global Burden of Disease-Studie, die jetzt im Fachjournal Lancet erschien. In dieser Studie schätzt ein Wissenschaftler-Konsortium für 195 Länder und Territorien die Raucherzahlen ab und berechnet die durch den Tabakkonsum verursachten Todesfälle. Zugleich belegt Deutschland den vorletzten Platz – nur gefolgt von Österreich – auf der Tabakkontrollskala der Europäischen Krebsliga. Die bewertet staatliche Maßnahmen zur Verringerung des Tabakkonsums.
Den neunten Platz im Ranking der Länder mit den meisten Rauchern (absolute Zahlen) verdankt Deutschland nicht nur seiner hohen Einwohnerzahl, sondern auch dem immer noch hohen Raucheranteil. Dieser ist zwar seit 1990 leicht gesunken, aber nur bei Männern und deutlich weniger als im Durchschnitt aller Länder weltweit. Die Zahl der Raucher bei den Männer ging in den vergangenen 25 Jahren um im Schnitt 0,9 Prozent pro Jahr zurück, bei den Frauen lediglich um 0,3 Prozent.
Jeder siebte Todesfall durch Rauchen
Der Studie zufolge konsumieren in Deutschland derzeit rund 20 Prozent der weiblichen und 25 Prozent der männlichen Bevölkerung täglich Tabak, berichtet die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (Dank). Zum Vergleich: Weltweit ging der Anteil auf 15,3 Prozent zurück. Rauchen ist nach wie vor einer der bedeutendsten Risikofaktoren für Krankheit und Tod: Während weltweit jeder zehnte Todesfall durch Tabakkonsum verursacht wird, ist es in Deutschland jeder siebte.
In den kommenden Jahren könnten die Fallzahlen steigen, fürchtet Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabakkontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. "Mit der demographischen Alterung der Bevölkerung rollt eine Welle tabakbedingter Todesfälle auf Deutschland zu, weil die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er Jahre, von denen vergleichsweise viele zur Zigarette gegriffen haben, jetzt in ein Alter kommen, in dem das Risiko für tabakbedingte Erkrankungen besonders hoch ist“, so Dr. Mons.
Deutschland sollte konsequenter Prävention betreiben
Deutschland müsse sich endlich für eine konsequente Präventionspolitik entscheiden, fordert Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher der DANK, einem Zusammenschluss von 20 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen. Mit dem Tabakrahmenübereinkommen der WHO, das Deutschland unterzeichnet und ratifiziert hat, steht ein Bündel Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung des Rauchens zur Verfügung.
Dank fordert, dass diese Maßnahmen entschlossen umgesetzt werden. Dazu gehören insbesondere regelmäßige, deutliche Erhöhungen der Tabaksteuer, ein konsequenter Nichtraucherschutz ohne Ausnahmeregelungen und ein umfassendes Tabakwerbeverbot. „Die Einführung des längst überfälligen Verbots der Außenwerbung für Tabakprodukte, die im Augenblick vom Bundestag blockiert wird, wäre ein wichtiger Schritt zur Eindämmung des Tabakkonsums und der daraus resultierenden Krankheiten und Todesfälle", so Garlichs.
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