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Jeder Schlaganfall ist ein Notfall

Donnerstag, 10. Mai 2012 – Autor:
Beim Schlaganfall zählt jede Minute, um Leben zu retten und schwere Folgeschäden zu verhindern. Der heutige "Tag gegen den Schlaganfall" klärt auf, warum beim Schlaganfall extrem schnell gehandelt werden muss.

Jedes Jahr erleiden etwa 250.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. Innerhalb des ersten Jahres versterben bis zu 30 Prozent aller Betroffenen, mehr als die Hälfte der Überlebenden leidet an bleibenden Folgen. Damit ist der Schlaganfall der häufigste Grund für eine erworbene Behinderung im Erwachsenenalter. Doch manch schwerer Schicksalsschlag wäre vermeidbar. Schnelles Handeln kann Leben retten und die Lebensqualität der Betroffenen langfristig sichern. "Je früher ein Schlaganfallpatient ins Krankenhaus kommt, desto erfolgreicher kann er behandelt werden", sagt Schlaganfall-Experte Professor Hans Christoph Diener von der Neurologischen Uni-Klinik Essen. "Nur eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung können die schwer wiegenden Folgen verhindern."

In 27 Mitgliedsstaaten der EU gilt der Notruf 112

Was nur wenige wissen: Die Notrufnummer 112 gilt nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Die 112 sollte umgehend gewählt werden, wenn typische Symptome eines Schlaganfalls auftreten. Dazu gehören Halbseitige Lähmungen, Sprachstörungen, ein schiefer Mund oder Ausfälle des Sehvermögens. Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starker Kopfschmerzkann hinzukommen. "Viele Patienten nehmen diese Symptome nicht ernst oder scheuen sich, den Notruf zu wählen", erklärt Prof. Dr. Darius Nabavi, Vorstandsmitglied der Schlaganfall-Hilfe und Chefarzt am Vivantes-Klinikum Neukölln in Berlin. Eine Scham, die lebensgefährliche Auswirkungen haben kann. Deshalb plädiert der Neurologe an Angehörige, im Ernstfall auch gegen den Willen der Betroffenen die 112 zu wählen.

Schnell Handeln, um Gehirnzellen zu retten

Ein Schlaganfall entsteht, wenn ein Blutgefäss im Gehirn oder ein hirnversorgendes Gefäss im Halsbereich verstopft ist oder platzt. Damit ist der Blutstrom in diesem Bereich unterbrochen. Die Gehirnzellen werden nicht ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt und können absterben. Rund um das betroffene Hirnareal befinden sich Zellen, die nicht sofort zerstört werden. Sie sind zunächst nur in ihrer Funktion gestört. Diese Zellen gilt es durch schnelles Handeln zu retten. Dadurch können die geistigen und körperlichen Folgen des Schlaganfalls begrenzt oder vermieden werden. Je länger diese Unterversorgung aber dauert, desto schwerer sind die Folgen.

Für eine erfolgreiche Akutbehandlung bleibt Ärzten nur ein schmales Zeitfenster. Verschiedene therapeutische Verfahren müssen schnellstmöglich nach dem Schlaganfall eingeleitet werden. So kann zum Beispiel die so genannte Thrombolyse - ein medikamentöses Verfahren zur Auflösung eines Blutgerinnsels bei einem Hirninfarkt - nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen nur etwa bis zu viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Symptome durchgeführt werden. Aber: Vorher muss festgestellt werden, was der Grund des Schlaganfalls ist, denn bei einer Hirnblutung kommen andere Verfahren zum Zug als bei einem Hirninfarkt. Nicht alle Krankenhäuser haben die notwendigen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten. Die Betroffenen müssen daher zur Behandlung in ein spezialisiertes Zentrum gebracht werden. In knapp 80 deutschen Kliniken gibt es Spezialstationen, so genannte "Stroke Units", in denen für Schlaganfall-Patienten die neuesten Diagnose- und Therapiemethoden zu Verfügung stehen.

Einem Schlaganfall kann vorgebeugt werden

Bis zu 70 Prozent aller Schlaganfälle in Deutschland könnten vermieden, sind sich Experten einig. Voraussetzungen dafür sind eine gesunde Lebensweise und die Kontrolle von Risikofaktoren. Letztere bestehen vor allem in Bluthochdruck, Diabetes und erhöhten Blutfettwerten, aber auch im Vorhofflimmern - eine Vorerkrankung, die zu häufig nicht diagnostiziert wird. "Bei Frauen können aber spezifische Risikofaktoren zusammenkommen", betont Prof. Dr. Ulrike Nowak-Göttl, Universitätsklinik Kiel.  "Die Einnahme von Hormonen zum Beispiel die Pille in Kombination mit hohem Blutdruck, Übergewicht, Aura-Migräne und Rauchen ist immens gefährlich. Dadurch erleiden heute immer mehr Frauen im gebärfähigen Alter einen Schlaganfall." Besonders gefährdet sind auch Menschen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben. Ein zweiter Hirninfarkt fällt häufig deutlich stärker aus.
Deuten bestimmte Warnsignale wie vorübergehende Sehstörungen, kurzzeitige Taubheitsgefühl, Sprachverlust oder Schwindelanfälle einen bevorstehenden Schlaganfall an, so können wenige Massnahmen ihn wirkungsvoll verhindern. Die Verengung eines Gefässes behandelt der Arzt mit blutverdünnenden Medikamenten. Diese Arzneien werden auch nach einem Schlaganfall zur Vorbeugung eines erneuten Anfalls eingesetzt. Sollte die Halsschlagader um mehr als 70 Prozent verengt sein, muss ein chirurgischer Eingriff sie von arteriosklerotischen Ablagerungen befreien.

Der Tag gegen den Schlaganfall

Am 10. Mai 1999 hat die Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe den Tag gegen den Schlaganfall erstmals ausgerufen. Die Stiftung will damit über das Thema aufklären und für Warnsignale sensibilisieren. Auch am 10. Mai 2012 finden bundesweit zahlreiche Aktionen und Informationsveranstaltungen statt.

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