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Jede zehnte Kniegelenks-Operation wäre vermeidbar

Montag, 12. Dezember 2022 – Autor:
Fast jeder Vierte leidet im Lauf des Lebens an Kniarthrose. Bei jedem Fünften wird ein künstliches Gelenk eingesetzt. Mit einer besseren konservativen Versorgung hätte jede zehnte OP vermieden werden können, so die DAK.
Dieser Patientin wurde eine Knieprothese eingesetzt

– Foto: Adobe Stock/manassanant

Fast jeder vierte Bundesbürger ist im Laufe seines Lebens mindestens einmal von Kniearthrose betroffen. Bei jedem fünften Betroffenen wird ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Das zeigt der aktuelle DAK-Versorgungsreport.

Doch häufig findet eine Knieoperation statt, ohne dass zuvor alle fachärztlichen oder physiotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft wurden. Laut Report könnte jede zehnte dieser Operationen durch eine bessere präventive Versorgung vermieden und ein Knieersatz um durchschnittlich sieben Jahre verzögert werden.

15 Prozent waren im Jahr vor der OP nicht beim Orthopäden

"Knieprobleme sind weit verbreitet. Wir müssen nicht nur Risikofaktoren durch Prävention verringern, sondern auch die Therapiemöglichkeiten besser ausschöpfen", sagt Andreas Storm, Vorsitzender des Vorstands der DAK-Gesundheit. "Der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks darf nur die letzte Option sein."

Laut DAK-Versorgungsreport haben 15 Prozent der Versicherten im Jahr vor einem Kniegelenksersatz keinen Behandlungskontakt zu niedergelassenen Fachärzten für Orthopädie oder Unfallchirurgie. Für sieben Prozent der Betroffenen trifft dies auf die letzten fünf Jahre vor der Knie-OP zu. Bei mehr als jedem Zehnten (13,5 Prozent) wurde in den letzten fünf Jahren vor der Krankenhausaufnahme keine Röntgenuntersuchung des Knies im Rahmen der ambulanten Behandlung durchgeführt. Die Studie zeigt, dass fast die Hälfte der Betroffenen (43,3 Prozent) in den fünf Jahren vor ihrem Knieersatz keine Physiotherapie verordnet bekamen.

Jede zehnte Kniegelenks-Operation wäre vermeidbar gewesen

Die Versorgung im zeitlichen Vorfeld einer Knieprothese weist auf einen Mangel an konservativen, nicht-medikamentösen Therapieoptionen hin, heißt es weiter in dem Papier. Das steht im Gegensatz zu den Empfehlungen der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), wonach vor der Durchführung von chirurgischen Verfahren eine Zweitmeinung bevorzugt durch nichtoperative Orthopädinnen und Orthopäden eingeholt werden sollte. So wäre jede zehnte Kniegelenks-Operation vermeidbar gewesen. Das unterstreicht eine Forderung aus dem Krankenhausreform-Papier des Bundesgesundheitsministers: Überflüssige, teure Operationen reduzieren und die ambulante Versorgung stärken.

Frauen sind häufiger von einer symptomatischen Gonarthrose betroffen als Männer. Auch regional gibt es Unterschiede: So zeigt sich in den östlichen Bundesländern Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt eine überdurchschnittlich hohe Betroffenheit, während diese im Norden (Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen) sowie in Hessen besonders gering ist. Eine mögliche Ursache: die ebenfalls hohe Fallhäufigkeit von Adipositas in den neuen Bundesländern.

Krankhaftes Übergewicht begünstigt Kniearthrose

Insbesondere in jungen Jahren stellt Adipositas ein Risikofaktor für eine Erkrankung und einen schweren Verlauf von Gonarthrose dar. Am deutlichsten zeigt sich dieser Zusammenhang in der Altersgruppe der 40- bis 60-Jährigen: Über 60 Prozent derjenigen, die ein künstliches Kniegelenk eingesetzt bekommen haben, litten auch an krankhaftem Übergewicht. Für den  DAK-Versorgungsreport wertete das Berliner IGES-Institut die Versorgungsdaten von 1,1 Millionen Versicherten aus.

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