Jede nicht gerauchte Zigarette zählt
Dass Nichtrauchen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, ist gut erforscht. So hatte etwa eine Studie der Krankasse DAK aus 2012 gezeigt, dass seit Einführung des Nichtrauchergesetzes die Klinikbehandlungen wegen eines Herzinfarktes um acht Prozent gesunken waren. Die stationären Behandlungen wegen einer Angina pectoris, einer Vorstufe des Herzinfarkts, gingen laut DAK-Bericht sogar um 13 Prozent zurück.
Neue Daten vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg untermauern den Befund, dass Nichtrauchen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. Mehr noch: Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass selbst Menschen, die im fortgeschrittenen Alter mit dem Rauchen aufhören, ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bereits innerhalb kürzester Zeit erheblich senken. Dazu sagt die Erstautorin der Studie Carolin Gellert vom DKFZ: „Verglichen mit Personen, die weiterhin rauchen, ist das Risiko für einen Herzinfarkt und für einen Schlaganfall bereits während der ersten fünf Jahre nach der letzten Zigarette mehr als 40 Prozent niedriger.“
Fünf Jahre nach der letzten Zigarette hat sich das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall nahezu halbiert
Gellert hatte zusammen mit Professor Hermann Brenner und Kollegen die Daten von 8.807 Personen zwischen 50 bis 74 Jahren ausgewertet. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass Raucher ein mehr als doppelt so hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben wie Nichtraucher. So hat etwa ein 60 Jahre alter Raucher dasselbe Herzinfarkt-Risiko wie ein 79-jähriger Nichtraucher und das Schlaganfall-Risiko eines 69-jährigen Nichtrauchers. „Raucher erkranken deutlich früher als Personen, die nicht oder nicht mehr rauchen“, sagt Prof. Brenner. Eine große Rolle spiele nicht nur die Tatsache, ob geraucht wird, sondern auch wie lange und wie viel. „Je mehr Zigaretten pro Tag über einen längeren Zeitraum geraucht werden, desto höher ist das Risiko“, so Brenner.
Rauchausstieg lohnt in jedem Alter
Doch der wohl spektakulärste Befund der Heidelberger Untersuchung ist, dass der Rauchausstieg in jedem Alter lohnt. Denn „Aussteiger“ sind von Herz-Kreislauf-Erkrankungen fast genauso selten betroffen wie Menschen gleichen Alters, die niemals geraucht haben. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Programme zur Tabakentwöhnung, die sich bislang auf jüngere Teilnehmer konzentrieren, auf ältere Personen ausgeweitet werden sollten“, schlussfolgern die Wissenschaftler vom DKFZ.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sterben rund 40 Prozent der Deutschen an Herz-Kreislauf-Leiden. In 2011 waren das rund 342.000 Menschen, davon 145.500 Männer und 196.000 Frauen. Insbesondere ältere Menschen sterben an den Folgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. 92 Prozent der daran Verstorbenen sind mindestens 65 Jahre alt.
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