Ivermectin gegen Covid: Studienlage laut Cochrane Review „ernüchternd”

Ein aktueller Cochrane Review kann keinen Nutzen von Ivermectin gegen COVID-19 finden – Foto: © Adobe Stock/ I Viewfinder
Ivermectin gehört zu den vielen Substanzen, denen eine Wirksamkeit bei Covid-19 nachgesagt wurde oder immer noch wird. Tatsächlich zeigte eine Laborstudie im April 2020, dass das Parasitenmedikament in Zellkulturen die Vermehrung von SARS-CoV-2 hemmen kann. Die eingesetzte Dosis lag allerdings weit über jener, die für Menschen zugelassen ist. Es folgten kleinere klinische Studien, deren Ergebnisse auf eine gewisse Wirksamkeit hindeuteten. Insbesondere in Südamerika gab es daraufhin einen Hype um Ivermectin. Obwohl keine gesicherte Evidenz vorlag, begann viele Menschen das Mittel einzunehmen, um sich vor einem schweren Covid-Verlauf zu schützen.
Cochrane Review prüft Wirksamkeit bei Covid-19
Wissenschaftler haben nun die Studienlage gesichtet und letztlich 14 Studien für einen aktuellen Cochrane Review ausgewertet. In der Übersichtsarbeit wurde geprüft, ob eine Behandlung mit Ivermectin die Sterblichkeit, die Schwere der Erkrankung oder die Länge des Krankenhausaufenthaltes beeinflusst oder ob Ivermectin eventuell auch eine vorbeugende Wirkung hat. Zudem wurden unerwünschte Nebenwirkungen erfasst.
„Die Ergebnisse des Cochrane Reviews sind ernüchternd“, schreiben die beiden Studienautorinnen Maria Popp und Stephanie Weibel von der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Würzburg. Verglichen mit Placebo oder einer Standardbehandlung habe Ivermectin weder bezüglich des Sterberisikos, noch des klinischen Zustands von COVID-19 Patienten einen Vorteil gezeigt. Auch zu einer vorbeugenden Wirkung von Ivermectin nach einem möglichen Kontakt mit dem Virus ließen sich keine Aussagen machen.
Dünne Studienlage zeigt keinen Nutzen
Ein großes Problem: Die Vertrauenswürdigkeit der vorhandenen Evidenz ist niedrig bis sehr niedrig, da der Studienpool hauptsächlich aus kleinen, unzureichend gepowerten Studien bestand. Die Autorinnen stellen Mängel hinsichtlich Studiendesign, Durchführung und Berichterstattung fest.
„Die derzeitige Evidenz ist dünn und kann nicht klären, ob Ivermectin zur Behandlung oder Vorbeugung von COVID-19 einen Nutzen bringt", so das Fazit der beiden Wissenschaftlerinnen. Eine sicherere Einschätzung der Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Ivermectin gegen COVID-19 werde erst möglich sein, wenn derzeit noch laufende größere Studien abgeschlossen seien. „Sobald dies der Fall ist, werden wir unseren Review aktualisieren.“
Die Vorarbeiten zum Cochrane Review wurden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über das Nationale Forschungsnetzwerk der Universitätsmedizin zu Covid-19 gefördert.
Ivermectin ist ein Wirkstoff gegen Parasiten wie Würmer, Krätzemilben und Läuse, der sowohl in der Humanmedizin als auch in der Tiermedizin seit Jahrzehnten eingesetzt wird. Die Substanz steht seit langem auf der Liste der "unentbehrlichen Arzneimittel" der Weltgesundheitsorganisation und brachte seinen Entwicklern 2015 den Medizin-Nobelpreis ein.