Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Ist Orangensaft gesünder als Orange?

Freitag, 6. November 2015 – Autor:
Pasteurisierter Orangensaft soll gesünder sein als die frische Frucht, weil der Körper die enthaltenen Nährstoffe besser aufnehmen kann. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universität Hohenheim, die im Fachjournal „Molecular Nutrition and Food Research“ veröffentlicht wurde.
Orangensaft und die frische Orange: Was ist gesünder?

Orange als Saft erleichtert die Aufnahme bestimmter Nährstoffe – Foto: cut - Fotolia

Bereits im März 2015 hatten die Wissenschaftler in einem Labor-Versuch festgestellt, dass der menschliche Körper Nährstoffe besser aus Orangensaft als aus der Orange aufnehmen kann. Nun haben sie ihre Ergebnisse am Menschen getestet und bestätigt, heißt es in einer Mitteilung der Hochschule.
 
Die Orange enthält neben einer hohen Menge an Vitamin C eine Vielfalt an Carotinoiden und Flavonoiden. Beide Nährstoffe sollen das Risiko von bestimmten Krebs- und Herzkreislauf-Erkrankungen senken, da sie als Antioxidantien die Körperzellen vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen.

Carotinoide werden vom Organismus in Vitamin A umgewandelt und spielen auch daher eine wichtige Rolle in der täglichen Ernährung. Orangensaft wiederum ist bei Ernährungsberatern wegen seines natürlichen Zuckergehaltes eher verpönt.

Mehr Carotinoide aus Orangensaft als aus Orange

In der Studie von Julian Aschoff und Prof. Reinhold Carle vom Lehrstuhl Technologie und Analytik pflanzlicher Lebensmittel verzichteten zwölf Probanden zunächst zwei Wochen auf Carotinoide. Grüne und rote Lebensmittel wie Tomaten, Karotten oder Spinat waren vom Speiseplan gestrichen, um die im Körper gespeicherten Carotinoide auszuwaschen.

Anschließend erhielten die Teilnehmer ein standardisiertes Frühstück mit Orangen, dann eines mit pasteurisiertem Orangensaft. Zwischen den beiden Testphasen lagen 14 Tage. Nach dem Frühstück entnahmen die Wissenschaftler den Probanden innerhalb von knapp zehn Stunden acht Blutproben und bestimmten anschließend den Carotinoid-Gehalt. Ergebnis: Aus pasteurisiertem Orangensaft wurden ungefähr doppelt so viele Carotinoide aufgenommen wie aus einer Orange.

Ballaststoffe hemmen Aufnahme von Carotinoiden

„Bei der Herstellung des Saftes werden Ballaststoffe wie Pektin oder Cellulose teilweise abgetrennt. Diese Stoffe hemmen die Absorption von Carotinoiden während der Verdauung“, so Carle. „Beim Zerkauen einer Orange wird die Frucht nie komplett zerkleinert. Viele Zellen bleiben so intakt und schließen die Carotinoide ein. Das erschwert ihre Aufnahme und Verwertung“, ergänzt Aschoff.
 
Der Verzehr von Obst und Gemüse in Deutschland liege weit unter der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, meinen die Wissenschaftler. Kaum ein Konsument habe Zeit, täglich genug Gemüse oder Früchte zu sich zu nehmen. Ihr Fazit: „In Maßen konsumiert, also ein Glas mit 200 ml pro Tag, kann Orangensaft so zu einer gesunden Ernährung beitragen und uns mit den Nährstoffen versorgen, die unser Körper benötigt.“

Nicht alle Experten werden sich diesem Urteil anschließen. Denn gerade die gesundheitsfördernde Wirkung der Ballaststoffe ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der Ernährungsforscher gerückt. Ballaststoffe haben günstigen Einfluss auf Darmflora, Blutzucker und Cholesterinwerte, sollen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken und wurden bereits in der Krebs-Diät eingesetzt.

Foto: Cut

Weitere Nachrichten zum Thema Gesunde Ernährung

16.01.2019

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Darmkrebs: Die Häufigkeit dieser Krankheiten könnte durch eine ballaststoffreiche Ernährung deutlich gesenkt werden. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Meta-Studie, die jetzt im Fachmagazin „Lancet“ veröffentlicht wurde.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Kann ein „übersäuerter“ Körper auf Dauer krank machen? Professor Dr. Andreas Pfeiffer vom Deutschen Zentrum für Ernährungsforschung erläutert, ob die Befürchtung wirklich zutrifft.
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin