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Ist Insulinresistenz die Ursache von Fibromyalgie?

Dienstag, 21. Mai 2019 – Autor:
Das Diabetes-Medikament Metformin kann die Schmerzen von Fibromyalgie Patienten drastisch lindern. Das berichten Forscher aus Texas. Eine Insulinresistenz könnte also einer der Auslöser der mysteriösen Krankheit sein.
Fibromyalgie und Insulinresistenz:

Fibromyalgie und Insulinresistenz: Metformin konnte in einer Studie Schmerzen reduzieren – Foto: ©thingamajiggs - stock.adobe.com

Fibromyalgie-Patienten haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Aber selbst wenn die Diagnose Fibromyalgie einmal gestellt ist, ist das Leiden noch nicht zu Ende. Chronische Schmerzen im Weichteilgewebe sind das Leitsymptom dieser Erkrankung, deren Ursachen bis heute ungeklärt sind. Die meisten Patienten sind daher dauerhaft auf Schmerzmittel angewiesen. Anders als lange angenommen spielen Entzündungen bei Fibromyalgie keine Rolle.

Gestörte Mikrozirkulation im Gehirn haben auch Diabetiker

Jetzt haben Wissenschaftler der University of Texas einen neuen Verdacht. Möglicherweise ist eine Insulinresistenz ein maßgeblicher Auslöser von Fibromyalgie. Wie sind die Forscher darauf gekommen?

„Frühere Studien haben herausgefunden, dass Insulinresistenz eine Störung in den kleinen Blutgefäßen des Gehirns verursacht. Da dies auch bei Fibromyalgie Patienten der Fall ist, haben wir untersucht, ob eine Insulinresistenz auch bei Fibromyalgie eine Rolle spielt“, sagt Studienleiter Prof. Miguel Pappolla von der University of Texas.

Fibromyalgie Patienten im Prädiabetes Stadium

In ihrer Studie konnten die Forscher bei fast allen Patienten einen erhöhten HbA1c-Wert feststellen – gemessen über einen Zeitraum von drei Monaten. Selbst wenn der Blutzuckerwert noch im offiziellen Normalbereich lag, entsprach er aber nicht der jeweiligen Altersgruppe, wie der Vergleich mit der Kontrollgruppe zeigte. Die Patienten befanden sich also in einem Prädiabetes-Stadium, ohne es zu wissen.

„Prädiabetes mit leicht erhöhten Blutzuckerwerten bergen ein erhöhtes Risiko für Schmerzen des zentralen Nervensystems, die eben auch typisch für Patienten mit Fibromyalgie und anderen chronischen Schmerzen sind“, sagt Pappolla.

Aufgrund dieser Ergebnisse gaben die Neurologen den Studienteilnehmern Metformin –zusätzlich zu ihrer anderen Medikation. Das Standard-Medikament zur Behandlung von Diabetes zeigte Wirkung: Laut Pappolla reduzierten sich die Schmerzen drastisch.

Das Alter war der Schlüssel

Warum war der Zusammenhang zwischen Insulinresistenz und Fibromyalgie bisher von der Wissenschaft übersehen worden? Weil niemand bisher das Alter in Beziehung zum HbA1c-Wert gesetzt hat. Pappolla und Kollegen hatten dagegen die Daten altersstratifiziert und dabei einen deutliche Unterschied zwischen den Fibromyalgie-Patienten und den Patienten aus den Kontrollgruppen entdeckt.

Dass jetzt alle Fibromyalgie Patienten Metformin einnehmen sollten, das schlagen die Wissenschaftler nicht vor. Die Studie war viel zu klein, um solche Empfehlungen auszusprechen. Darum haben die Autoren hinter ihren Studientitel auch ein Fragezeichen gesetzt: „Ist Insulinresistenz die Ursache von Fibromyalgie?“ (Does insulin resistance cause fibromyalgia?) Die Studie wurde kürzlich im Fachmagazin PlosOne veröffentlicht.

Weitere Studien müssen nun folgen. Wenn sich das alte, preisgünstige und gut geprüfte  Diabetes-Mittel tatsächlich in der Therapie der Fibromyalgie bewähren würde – wäre das ein echter Durchbruch.

Foto: © thingamajiggs - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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