Interleukin-9 vermutlich Auslöser von Colitis ulcerosa
Die chronisch entzündlichen Darmentzündung Colitis ulcerosa ist eine Autoimmunerkrankung. Und da Interleukine eine besondere Rolle bei der Regulierung des Immunsystems des Darms eine große Rolle spielen, haben Forscher seit Jahren diese Botenstoffe im Visier. Gebildet werden Interleukine in einer bestimmten Gruppe von weißen Blutzellen, den T-Zellen. Bei der Erforschung der molekularen Zusammenhänge von entzündlichen Darmerkrankungen ist Forschern vom Universitätsklinikum Erlangen das Interleukin-9 – kurz IL-9 aufgefallen. „In den T-Zellen von Patienten haben wir eine erhöhte Konzentration von IL-9 nachgewiesen“, erklärt Katharina Gerlach, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe von Prof. Markus Neurath und Dr. Benno Weigmann. „In späteren Experimenten konnten wir dann im Modell bestätigen, dass IL-9 tatsächlich die vermutete entzündungsauslösende Wirkung hat.“
Weniger Entzündungsreaktion bei Colitis ulcerosa, wenn Interleukin-9 fehlt
Da diese Entdeckung einen wichtigen Anhaltspunkt für einen möglichen Therapieansatz liefert, haben die Wissenschaftler in einem Modellsystem Il-9eliminiert - mit viel versprechendem Ergebnis: „Durch die Elimination von IL-9 im Modellsystem konnten wir in der akuten und chronischen Phase der Erkrankung die Entzündung minimieren und die destruktive Wirkung auf das Darmepithel zeigen“, so Gerlach weiter.
Um IL-9 gezielt absenken zu können, gingen die Wissenschaftler auch der Frage nach, in welchem T-Zellen-Typ genau der für die Entzündungsreaktion im Darm verantwortliche Botenstoff gebildet wird. Dabei gelang es ihnen, eine bestimmte T-Zell-Population zu identifizieren: die so genannten Th9-Zellen.
Hoffnung auf spezifische Antikörper
Die Forscher hoffen, künftig mit spezifischen Antikörpern Il-9 regulieren zu können und damit die Entzündungsreaktionen bei Colitis ulcerosa zu vermindern oder womöglich gar zu stoppen. Forscher Markus Neurath: „Eine Regulation von IL-9 durch den Einsatz von spezifischen Antikörpern könnte demnach die Basis für ein neues wirksames Therapiekonzept sein.“ Die Forschungsergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift „Nature Immunology“ erschienen.
Colitis ulcerosa ist eine chronische und meist in Schüben verlaufende Erkrankung des Dickdarms. In Deutschland wird die Zahl der betroffenen Patienten auf etwa 168.000 geschätzt. Typische Beschwerden bei dieser Erkrankung sind häufige blutige Durchfälle, Bauchschmerzen, ständiger Stuhldrang und allgemeine körperliche Schwäche. Derzeit wird eine neue Therapie erprobt: die Stuhltransplantation.
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