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Insulinpumpe bei Kindern möglichst früh einsetzen

Mittwoch, 24. Februar 2021 – Autor:
Nach der Diagnose Diabetes Typ 1 sollten Kinder möglichst rasch eine Insulinpumpe bekommen. Das ist das Fazit einer Multicenter-Studie, die jetzt im Fachmagazin „Lancet Child & Adolescent Health“ erschienen ist.
Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1 profitieren vom frühzeitigen Einsatz einer Insulinpumpe

Kinder und Jugendliche mit Diabetes Typ 1 profitieren vom frühzeitigen Einsatz einer Insulinpumpe – Foto: Foto: © Adobe Stock/click_and_photo

In Deutschland bekommen jedes Jahr rund 31.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren die Diagnose Typ-1-Diabetes gestellt. Typ-1-Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der die Zellen der Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzieren. Die früher als Jugenddiabetes bezeichnete Krankheit ist belastend für die ganze Familie. Die Ernährung muss umgestellt und das fehlende Insulin in regelmäßigen Abständen gespritzt werden. Eine alternative Möglichkeit zur Spritze ist eine Insulinpumpe. Die kleine Pumpe wird dauerhaft am Bauch angebracht und gibt in regelmäßigen Zeitabständen automatisiert Insulin in den Körper ab. Dass die Insulinpumpe komfortabler ist als das Injizieren von Insulin, liegt auf der Hand. Unklar war indes bislang, wann der richtige Zeitpunkt für den Einsatz einer solchen Pumpe ist.

Insulinpumpe verbessert Behandlungsergebnisse

Nun zeigt eine Multicenter-Studie aus dem deutschsprachigen Raum: Kinder und Jugendliche profitieren von einem frühzeitigen Start einer Insulinpumpentherapie. Wird die Pumpe rasch nach der Diagnose eingesetzt, erleiden die Betroffenen demnach seltener lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisungen wie starke Unterzuckerungen und müssen auch seltener ins Krankenhaus als wenn sich der Therapiestart verzögert.

In der Studie wurden 8.332 Kinder miteinander verglichen, die entweder innerhalb der ersten sechs Monate nach der Erstdiagnose die Pumpe erhielten oder erst nach zwei bis drei Jahren.  Das Alter lag zwischen 6 Monaten und 15 Jahren. Die Erkrankungsdauer betrug im Schnitt 6,7 Jahre, und alle Patienten wurden mindestens ein Jahr lang mit einer Insulinpumpe therapiert.

Geringerer HbA1c-Wert, weniger Krankenhausaufenthalte

Die Daten zeigen: Früh therapierte Kinder hatten einen geringeren HbA1c-Wert (7,9 versus 8 Prozent). Sie erlitten zudem seltener ein gefährliches Koma aufgrund starker Unterzuckerung als später therapierte Kinder und mussten insgesamt weniger häufig mit Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden. Darüber hinaus konnten bei einer frühzeitigen Insulinpumpentherapie positive Effekte auf Blutdruck- und Cholesterinwerte festgestellt werden. Der Body-Mass-Index war bei beiden Gruppen annähernd gleich, so dass der frühe Einsatz einer Insulinpumpe nicht mit einer Gewichtszunahme verbunden zu sein scheint.

„Insgesamt liefern unsere Ergebnisse klare Hinweise, dass ein früher Insulinpumpen-Einsatz bei Kindern mit Typ-1-Diabetes zu besseren Behandlungsergebnissen führt“, fasst Studienautor PD Dr. Thomas Kapellen, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie (AGPD), die Studienergebnisse zusammen. Weitere Hintergründe müsse man näher erforschen. Jedoch helfe jede wisse wissenschaftliche Erkenntnis bei der Entscheidungsfindung, wann eine Insulinpumpentherapie sinnvoll sei.

Der Studie liegen Daten von 311 Diabeteszentren aus Deutschland, Österreich, Schweiz und Luxemburg zugrunde. Die Ergebnisse sind kürzlich im Fachmagazin „Lancet Child & Adolescent Health“ erschienen.

Hauptkategorie: Medizin
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