Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Innere Medizin auf dem Weg in die Systemmedizin

Freitag, 6. Februar 2015 – Autor:
Die molekulare Medizin wird die Innere Medizin grundlegend verändern. Diese Ansage machte Kongresspräsident Michael Hallek im Vorfeld des 121. Internistenkongresses. Der Kölner Internist und Krebsexperte sieht die Innere Medizin sogar an der Schwelle zur Systemmedizin.
Innere Medizin auf dem Weg in die Systemmedizin

DGIM-Vorsitzender Hallek: Die Innere Medizin definiert sich gerade neu

Mit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms im Jahr 2001 fing alles an. Seither wird eine stetig zunehmende Zahl von Erkrankungen molekularbiologisch oder – genetisch klassifiziert. Mittlerweile konnte bei vielen der rund 8.000 bekannten genetisch bedingten Erkrankungen die Ursache aufgeklärt werden. Für einen Teil dieser Erkrankungen gibt es bereits wirksame Medikamente. Nach Ansicht von Experten werden neue technische Möglichkeiten des Genome-Engineering diese Entwicklung weiter rasant beschleunigen.

Es sei unstrittig, dass viele Bereiche der Medizin von der molekularen Medizin profitierten, insbesondere die Krebstherapie, bekräftigte Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) Professor Michael Hallek am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Berlin. Der Termin sollte auf den 121. Internistenkongress vom 18. bis 21. April in Mannheim einstimmen, der unter dem Leitthema "Molekulare Prinzipien der Inneren Medizin: Aufbruch in eine neue Ära" steht.

Hallek prophezeit Aufbruch in eine neue Ära

Die Innere Medizin sieht der Krebsexperte vom Universitätsklinikum Köln denn auch am Beginn einer neuen Ära – weg von einer organbezogen Medizin hin zu einer krankheitsübergreifenden Systemmedizin. Dank molekularbiologischer Erkenntnisse weiß man heute nämlich, dass viele Erkrankungen auf ähnlichen pathologischen Mechanismen basieren, auch wenn sie ganz verschieden sind. „Es geht heute nicht mehr darum einzelne Organe anzuschauen, sondern Erkrankungen systembiologisch zu verstehen“, sagte er. Das setze eine enge Kooperation zwischen Ärzten und Grundlagenforschern voraus. Jetzt müssten Wege gefunden werden, den systemmedizinischen Ansatz ans Krankenbett zu bringen. Auch die Ausbildung und Fortbildung von Ärzten müsse sich dieser Entwicklung stellen, meinte Hallek. Insbesondere Internisten werde künftig fundiertes molekularbiologisches Grundwissen abverlangt.

Noch bleibt Krebsmedizin hinter ihren Möglichkeiten zurück

Krebsmediziner brauchen dieses Wissen schon heute, denn auf ihrem Gebiet hat sich in den letzten 15 Jahren besonders viel getan. Bei etwa 30 bis 50 Tumortypen entscheidet inzwischen die molekulargenetische Analyse über eine zielgerichtetete Therapie. Hallek: „Mit dieser Form der personalisierten Therapie treffen Ärzte heute schon Therapieentscheidungen in Abhängigkeit vom molekularbiologischen Befund.“ Allerdings liege die Versorgungsrealität bislang noch weit hinter dem medizinisch Machbaren zurück. „Augenblick fehlen uns die Strukturen, die Vielfalt der Möglichkeiten in die Praxis umzusetzen“, so Hallek. Hier sei auch die Gesellschaft gefragt, inwieweit sei bereit sei, diese Entwicklung zu finanzieren. 

Hauptkategorie: Berlin

Weitere Nachrichten zum Thema Krebs

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin