Informierte Patienten haben bessere Heilungschancen

Informierte Patienten arbeiten besser bei der Behandlung mit, so eine Studie. – Foto: Phovoir
Nicht nur die Arzt-Patienten-Beziehung wird erheblich besser, wenn Patienten ihre medizinischen Befunde und die Notizen des Arztes zu ihrer Erkrankung vollständig zur Verfügung gestellt bekommen. Auch das Verständnis der Patienten für ihre medizinischen Probleme, ihre Selbstfürsorge, ihr Selbstmanagement und ihre Mitarbeit bei der Behandlung verbessern sich, wenn die Patientenakte transparent ist. Das hat eine Gruppe von Forschern der Universität Witten/Herdecke und der Harvard University (Boston, USA) beim sogenannten OpenNotes-Projekt herausgefunden. Das Projekt läuft in den USA inzwischen mit rund acht Millionen Teilnehmern.
Einblick in die Patientenakte klärt Missverständnisse
Fast alle Befragten fanden mindestens einmal einen Irrtum oder ein Missverständnis in den Unterlagen, das sie korrigieren lassen konnten. Einige Patienten räumten auch ein, dass sie bestimmte Informationen zunächst zurückgehalten hätten, bis ihnen durch die Einsicht in die Unterlagen klar geworden sei, dass sie zur Behandlung wichtig seien. Mehr als drei Viertel der Patienten (77%) gaben an, dass sie mehr Kontrolle über ihre Behandlung hätten als zuvor, und über 60 Prozent konnten ihre Medikamenteneinnahme nach eigenen Angaben korrekt oder besser dosieren.
„Nach Studienlage versteht etwa die Hälfte der Patienten, die zum Arzt gehen, nicht genau, was gerade besprochen wurde“, so Studienleiter Professor Tobias Esch von der Universität Witten/Herdecke. „Dadurch, dass die Patienten alles noch einmal nachlesen und auch die Notizen der Ärzte online einsehen können, haben sie die Möglichkeit, sich noch intensiver mit dem Thema zu beschäftigen“, so Esch.
Studien-Ärzte begrüßen transparente Patientenakte
Die Ergebnisse der Studie haben nach Angaben der Autoren auch anfängliche Kritiker von dem Konzept überzeugt. Vor allem Ärzte sind den Angaben zufolge zunächst skeptisch gewesen, als das Projekt ins Leben gerufen wurde. Ihre Skepsis sei aber mittlerweile gewichen. „In der Zukunft wird es für Ärzte immer wichtiger werden, nicht nur die Krankheit des Patienten zu betrachten, sondern gemeinsam mit dem Patienten an seiner Genesung zu arbeiten“, zeigt sich Esch überzeugt. Dazu müsse der Patient eingebunden sein, verstehen, was passiere und sich als aktiven Teil der Behandlung ansehen.
„Patienten, die sich eingebunden fühlen, erzielen in der Regel auch bessere Therapieerfolge. Dafür brauchen wir eine patientenbasierte und integrative Medizin“, so Esch weiter. Er betrachtet den Transparenz-Ansatz als Gewinn für beide Seiten. „Die Patienten haben mehr Vertrauen, nehmen ihre Medikamente wie verschrieben, erinnern sich besser an das Besprochene und arbeiten aktiv an ihrer Gesundung mit. Die Ärzte können dadurch ihre Kommunikation verbessern, haben besser informierte und vorbereitete Patienten und auch andere Ärzte und Pflegende können besser über die gewünschte Behandlung unterrichtet werden“, so der Gesundheitswissenschaftler. Zu guter Letzt helfe das auch dem Gesundheitssystem. „Wenn besser kommuniziert und die Dosierung der Medikamente eingehalten wird, medizinische Fehler vermieden werden und der Arzt seine Zeit effizienter nutzen kann, reduziert das am Ende auch die Kosten der Behandlung“, stellt Esch fest.
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