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Infliximab bei Morbus Crohn: Wann absetzen?

Samstag, 20. April 2019 – Autor:
Infliximab hat einen festen Platz in der Behandlung von Morbus Crohn. Offen ist die Frage, ob der TNF-Hemmer nach längerer Remission abgesetzt werden kann. Eine Untersuchung aus Korea liefert nun Erkenntnisse zum Wiederauftreten von Krankheitsschüben.
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Kann Inflixamab nach längerer Krankheitspause abgesetzt werden? Eine Studie zeigt, dass es bei vielen Morbus Crohn Patienten zu einem Krankheitsrückfall kommt

Der TNF-Hemmer Infliximab ist schon seit 20 Jahren in Deutschland für die Behandlung von Morbus Crohn zugelassen. Das Biologikum wird in der Regel dann eingesetzt, wenn andere Therapien keinen Erfolg gebracht haben oder nicht vertragen wurden. Etliche Morbus Crohn Patienten erreichen mit dem Medikament einen Krankheitsstillstand. Die Therapie wird dann meist in einer niedrigeren Dosierung fortgesetzt, um erneute Krankheitsschübe zu vermeiden. Da jedoch auch die Erhaltungstherapie oft mit beträchtlichen Nebenwirkungen verbunden ist, stellt sich die Frage, ob Infliximab nach längerer Remission ganz abgesetzt werden kann.

Nach Ruhephase Infliximab abgesetzt

Forscher aus Südkorea sind dieser wenig erforschten Frage in einer Studie mit 63 Patienten nachgegangen. Sämtliche Studienteilnehmer litten seit ihrer Kindheit an Morbus Crohn und befanden sich seit mindestens einem Jahr in Remission, nachdem, sie mit Infliximab und Azathioprin behandelt worden waren. Nach Therapie-Abbruch wurden die Patienten im Schnitt 4,3 Jahre lang nachbeobachtet.

Die Ergebnisse zeigen, dass es bei 60 Prozent der Patienten in diesem Zeitraum zu einem Krankheitsrückfall kam. Das Risiko für einen erneuten Krankheitsschub nach Absetzen von Infliximab lag den Berechnungen zufolge nach einem Jahr bei 19 Prozent, nach 4 Jahren bei 62,2 Prozent und nach 6 Jahren bei 75,2 Prozent.

Krankheit kehrt bei 60 Prozent der Patienten zurück

Risikofaktoren für das Wiederauftreten der Autoimmunerkrankung konnten die Forscher ebenfalls identifizieren. Demnach war das Risiko um das 7-fache erhöht, wenn die Infliximab-Konzentration vor dem Absetzen mehr als 2,5 µg/ml im Blut der Patienten betrug. Zudem hatten Patienten, deren Darmschleimhaut nicht komplett geheilt war, ein 3,6-fach erhöhtes Risiko für einen erneuten Krankheitsausbruch.

Aufgrund des hohen Rückfallrisikos kann das Absetzten von Infliximab derzeit auch nach einer langen Ruhephase nicht empfohlen werden, schlussfolgern die Forscher, und untermauern damit die derzeit gängige Praxis, die Therapie mit Infliximab auf kleiner Flamme fortzusetzen.

Die Studie hat jedoch ein Manko: Da keine Vergleichsgruppe herangezogen wurde, bleibt offen, ob die Studienteilnehmer auch unter einer Erhaltungstherapie mit Infliximab einen Krankheitsrückfall erlitten hätten oder ob erst das Absetzen dafür verantwortlich war.

Morbus Crohn ist eine systemische Immunerkrankung

An Morbus Crohn leiden allein in Deutschland über 400.000 Menschen. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt kontinuierlich. Typischerweise tritt die chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) erstmals im Alter zwischen 15 und 35 Jahren auf, sie kann aber auch ältere oder jüngere Menschen, vereinzelt sogar schon Säuglinge, treffen. Eine Operation oder ein Medikament, das die Krankheit heilt, gibt es noch nicht.

Morbus-Crohn-Patienten kämpfen mit Symptomen wie krampfartigen Bauchschmerzen, anhaltendem Durchfall und Müdigkeit, die ihre Lebensqualität und Leistungsfähigkeit stark einschränken. Als systemische Immunerkrankung kann sie nicht nur den Verdauungstrakt, sondern praktisch jedes Organ befallen. Bei drei Vierteln der Morbus-Crohn-Patienten entstehen über die Zeit Vernarbungen an der Darmwand, die zu Engstellen führen - schlimmstenfalls kommt es zur Operation.

Die Studie “Subtherapeutic infliximab trough levels and complete mucosal healing are associated with sustained clinical remission after infliximab cessation in paediatric-onset Crohn's disease patients treated with combined immunosuppressive therapy” ist 2018 im Journal of Crohn's and Colitis erschienen.

Foto: pixabay

Hauptkategorie: Medizin
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