Infektion mit Dengue-Viren schützt vor Folgen der Zika-Infektion

Dengue- und Zika-Viren werden von Stechmücken übertragen – Foto: ©Peter Heimpel - stock.adobe.com
Der Ausbruch des Zika-Virus in Lateinamerika hat inzwischen mehr als 60 Millionen Menschen getroffen. Insbesondere für Schwangere und deren Ungeborene kann die Infektion fatale Folgen haben: Viele Kinder werden mit Fehlbildungen des Gehirns, der sogenannten Mikrozephalie, geboren.
Ein Team um Forscher der Charité - Universitätsmedizin Berlin konnte nachweisen, dass eine Infektion mit Dengue-Viren vor Zika-assoziierten Schäden schützt. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Emerging Infectious Diseases erschienen.
Mehr Mikrozephalien im Nordosten Brasiliens
Prof. Felix Drexler vom Institut für Virologie der Charité entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) seit vielen Jahren Nachweisverfahren für Zika- und andere Viren. "Was wir bisher nicht verstanden haben, ist das gehäufte Auftreten von Zika-assoziierten Mikrozephalien in bestimmten Regionen, zum Beispiel im Nordosten Brasiliens", sagt der Wissenschaftler.
Das internationale Forscherteam, beteiligt waren neben dem DZIF und des Universitätsklinikums Bonn die Bundesuniversität von Bahia, begann nach weiteren Faktoren zu suchen, die darüber entscheiden, ob eine Zika-Infektion während der Schwangerschaft schwerwiegende Folgen hat oder nicht. Verdächtigt als Ko-Faktor wurden Dengue-Viren, die in Lateinamerika weit verbreitet sind und das gleichnamige Fieber auslösen.
Infektion mit Dengue-Viren schützt vor Folgen der Zika-Infektion
Die Wissenschaftler vermuteten zunächst, dass die Antikörper, die der Mensch gegen das Dengue-Virus bildet, bei einer späteren Zika-Infektion zu einer Fötus-Schädigung beitragen könnten. Doch bei Zika scheint das Gegenteil der Fall zu sein. "Unsere Studie zeigt überraschenderweise, dass frühere Dengue-Infektionen vor Zika-assoziierten Schädigungen schützen", so Studienleiter Drexler.
Sie testeten bei 29 Müttern, die eine Zika-Virus-Infektion während der Schwangerschaft hatten und deren Babys Mikrozephalie zeigten, ob sie Antikörper gegen die vier verschiedenen Typen des Dengue-Virus aufwiesen. Als Kontrolle dienten Proben von 108 Zika-Virus-infizierten Müttern mit gesunden Kindern.
Erbgut aller Dengue-Viren in Brasilien verglichen
"Die Ergebnisse zeigen, dass eine bestehende Immunität gegen das Dengue-Virus das Risiko für eine Zika-Infektion mit fatalen Folgen für das Ungeborene signifikant verringert. Menschen mit früheren Dengue-Infektionen brauchen sich also keine Sorgen machen, schwerer an Zika zu erkranken", fasst Prof. Drexler die Ergebnisse zusammen.
Die Forschenden hatten außerdem das Erbgut aller bekannten Dengue-Viren aus Brasilien untereinander verglichen. So wollten sie herausfinden, ob im Nordosten in den letzten Jahrzehnten andere Dengue-Viren vorkamen und in dieser Region somit eine unterschiedliche Immunität hinterlassen haben. Sie suchen nun weiter nach Ursachen, die das gehäufte Auftreten der Mikrozephalie erklären können, sowie nach Möglichkeiten, das Risiko dieser Erkrankung frühzeitig zu erkennen.
Zika und Dengue von Stechmücken der Gattung Aedes übertragen
Das Zika-Virus wird in der Regel von Mücken übertragen, insbesondere von der Gattung Aedes, kann aber auch sexuell übertragen werden. Die Symptome einer Zika-Virus-Infektion sind Hautausschlag, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung und manchmal Fieber. Bei Kindern im Mutterleib kann das Virus Fehlbildungen des Gehirns verursachen.
Das Dengue-Virus wird ebenfalls durch Stechmücken der Gattung Aedes übertragen und kann in der der Symptomatik einer Zika-Infektion ähneln. Dengue-Fieber äußert sich in stark erhöhter Temperatur, Kopf- und Gliederschmerzen. Meist erholen sich Betroffene innerhalb weniger Tage, es kann aber auch zu Komplikationen kommen. Das Dengue-Fieber ist eine der häufigsten durch Mücken verbreiteten Erkrankungen der Welt.
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