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In welches Krankenhaus für chirurgische Operationen?

Montag, 11. Dezember 2017 – Autor: Angela Mißlbeck
Wenn Patienten vor chirurgischen Operationen stehen, suchen sie nach Orientierung, in welches Krankenhaus sie am besten gehen sollen. Die Anzahl der Eingriffe ist dafür ein guter Richtwert, meinen die chirurgischen Fachgesellschaften.
Qualitätskriterien für chirurgische Operationen

Mindestmengen sind ein entscheidendes Merkmal beim Qualitätsmanagement in der Chirurgie. – Foto: photocrew - Fotolia

„Der Erfolg einer Operation hängt in vielen Fällen von der Erfahrung des Behandlungsteams ab“, zeigen sich die chirurgischen Fachgesellschaften überzeugt. Auf dieser Annahme beruhen auch die Mindestmengen-Regelungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Doch viele Krankenhäuser laufen dagegen Sturm. Deshalb gibt es immer wieder Streit darum, wieviele Operationen auf einem bestimmten Gebiet ein sicheres Zeichen für gute Qualität sind.

Allgemein- und Viszeralchirurgen haben nun konkrete Zahlen vorgelegt, wie häufig Eingriffe ihrer Meinung nach durchgeführt werden müssen, damit eine Einrichtung auf diesem Gebiet als qualifiziert zertifiziert werden kann.

So viel Erfahrung bei chirurgischen Operationen fordert die Fachgesellschaft

So gilt etwa für Leistenbrüche, aber auch für Mast- und Dickdarmeingriffe eine Mindesteingriffszahl von 100 Operationen pro Jahr und Zentrum. Für Schilddrüsenknoten setzen die Gesellschaften eine Mindestmenge von 120 Eingriffen an, und für die minimalinvasive Adipositaschirurgie fordern sie 75 Eingriffe. Bei Magenband, Magenbypass und anderen Eingriffen am Magen mit metabolischer Indikation sollen die Einrichtungen mindestens 50 Operationen pro Jahr nachweisen. Für Hämorrhoiden gelten sie ab 30 Eingriffen pro Jahr als erfahren. Bei Operationen an der Bauchspeicheldrüse und komplexen Leberoperationen sind mindestens 25 Eingriffe gefordert und bei Speiseröhrenkrebs mindestens 15.

Fachgesellschaft zertifiziert Zentren für chirurgische Operationen – aber nicht alle

Die Anforderungen der Allgemeinchirurgen an ihr eigenes Fach liegen damit zum Teil über den vom G-BA geforderten derzeitigen Mindestmengen. Sie beruhen auf umfangreichen Datensammlungen. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) hat dafür seit 2008 mehr als 74.000 Falldaten zu operativen Ergebnissen an verschiedenen Organbereichen gesammelt und ausgewertet. Dabei wurden die Schwere der Erkrankung und Komplikationsraten berücksichtigt. Anhand der erarbeiteten Qualitätsmerkmale hat die DGAV bisher 330 Zentren als sogenannte „Kompetenzzentren“ auf den Gebieten Hernien, End- und Dickdarm, minimalinvasive Chirurgie, Adipositaschirurgie, Schilddrüsen und Nebenschilddrüsen, Bauchspeicheldrüse, Leber, Endoskopie, oberer Gastrointestinaltrakt, Peritoneum und endokrine Chirurgie zertifiziert. 29 Einrichtungen sind abgelehnt worden. „Die Durchfallquote beträgt damit fast zehn Prozent“, so DGAV-Präsident Professor Albrecht Stier.

Das Zertifikat überprüft neben der operativen Erfahrung weitere Qualitätsmerkmale. „Dazu gehören etwa die apparative und diagnostische Ausstattung des Zentrums, Anzahl und Art der Sprechstunden sowie Kooperationen mit anderen Fachabteilungen bis hin zur Quote wiederaufgetretener Krebsherde innerhalb von zwei bzw. fünf Jahren“, so Stier. Wechselt der verantwortliche Chirurg, verliert das Zertifikat seine Gültigkeit.

Foto: photocrew – fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
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