Importe sollen Versorgungsengpass bei Tamoxifen lösen
Zunächst war von Lieferschwierigkeiten bei Tamoxifen die Rede. Am 21. Februar 2022 hatte das Bundesgesundheitsministerium offiziell einen Versorgungsengpass bekanntgegeben. Auf dieser Grundlage konnten die Landesbehörden nun fünf Millionen 20 mg Tamoxifen-Tabletten nach Deutschland importieren. Das teilte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfARM) am Donnerstag mit. Die Tabletten sind demnach bereits im Markt angekommen und würden bis zum 15. März in den Verkehr gebracht, hieß es. Weitere 20 Millionen Tabletten in der Stärke 20 mg würden bis spätestens Mai folgen.
Versorgung mit Tamoxifen aktuell gesichert
„Mit den aktuell zur Verfügung stehenden Arzneimitteln kann die Versorgung aller Patientinnen sichergestellt werden“, so das BfARM. Allerdings sollten nur kleine Packungsgrößen mit 30 Tabletten abgegeben werden, um bis Mai eine gleichmäßige Verteilung sicherzustellen. Der Beirat für Liefer- und Versorgungsengpässe am BfARM appellierte an die Ärzte und Ärztinnen ebenso wie an Apotheker und Apothekerinnen, diesen Empfehlungen unbedingt zu folgen. Üblicherweise verschreiben Ärzte Packungen mit 100 Tabletten.
Das BfARM geht davon aus, dass sich die Versorgungslage ab Mai 2022 deutlich entspannen wird.
Unentbehrliches Arzneimittel
Tamoxifen steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel. Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der Antiöstrogene. Er blockiert die Bindung von Östrogenen an die entsprechenden Andockstellen (Rezeptoren) der Krebszellen. Durch das fehlende Wachstumssignal kommt es zu einer Abnahme der Zellvermehrung und zu einer Hemmung des Wachstums hormonabhängiger Tumorzellen. Tamoxifen ist für Brustkrebsbetroffene mit einem hormonrezeptor-positiven Tumor ein fester Bestandteil der Therapie und wird meist über Jahre eingenommen. Eine gleichwertige Alternative gibt es nicht.
Schwierige Suche nach neuen Zulieferern
Zu den Lieferengpässen ist es gekommen, weil einige Zulieferer ihre Produktion eingestellt haben. Denn das Geschäft rentierte sich nicht mehr für sie. Der Verband Pro Generika teilte im Februar mit, kurzfristig nach alternativen Zulieferern zu suchen. Das aber nehme aufgrund hoher regulatorischer Anforderungen Monate bis Jahre in Anspruch. Überdies sei das Angebot an möglichen Zulieferern nur sehr gering, so der Verand, weil sich aufgrund des jahrelangen Kostendrucks immer weniger Zulieferer an der Produktion von Tamoxifen-Präparaten beteiligten.
Unrentables Geschäft
Für eine 100er-Packung Tamoxifen erhalten die Arzneimittelhersteller von den Krankenkassen 8,80 Euro. „Zu diesem Preis ist eine wirtschaftliche Produktion ohne Verluste kaum mehr möglich und eine resiliente Lieferkette schon gar nicht“, sagte Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika. Bei lebenswichtigen Arzneimitteln wie Tamoxifen müssten Preisdrücker wie Preismoratorium, Festbeträge und Rabattverträge rechtzeitig ausgesetzt werden, fordert Brettenhauer. Und das so lange, bis sich wieder mehr Unternehmen an der Versorgung beteiligten.