Impfung gegen Darmkrebs macht beim Felix Burda Award 2015 das Rennen
Mit dem Felix Burda Award zeichnet die Felix Burda Stiftung jährlich innovative und herausragende Projekte auf dem Gebiet der Darmkrebsvorsorge aus. Den Felix-Burda Award 2015 in der Kategorie „Medizin und Wissenschaft“ erhielten am 26. April Professor Magnus von Knebel Doeberitz und PD Dr. Matthias Kloor, (Universitätsklinikum Heidelberg und Deutsches Krebsforschungszentrum) sowie Professor Elke Jäger (Nordwest Krankenhaus in Frankfurt). Den Wissenschaftlern war es gelungen, immunologische Zielstrukturen zu identifizieren, die zur Prävention von erblichem Darmkrebs genutzt werden können. Inzwischen haben sie einen entsprechenden Impfstoff entwickelt, der möglicherweise vor dem Ausbruch der Krankheit schützen kann. Eine erste klinische Prüfung am Frankfurter Nordwest Krankenhaus zeigte, dass der Impfstoff eine sehr gute Immunantwort hervorruft. Die Jury des Felix Burda Award sah in diesem Projekt einen sehr vielversprechenden „Schritt in die richtige Richtung“.
Darmkrebs-Impfung zielt gegen MSI-mutierte Darmtumore
Im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens standen Mutationen in den als „Mikrosatelliten“ bezeichneten häufig wiederholten Abschnitten des Erbguts. Betroffen von der sogenannten Mikrosatelliten-Instabilität (MSI) sind neben einer Form des erblichen Darmkrebses, dem hereditären nicht-polypösen Kolonkarzinom, auch etwa 15 Prozent der sporadisch auftretenden Fälle von Darmkrebs sowie einige andere Tumorarten.
Betrifft die MSI Bereiche des Genoms, die für Proteine kodieren, führt dies zu Verschiebungen des Leserasters und damit zu stark veränderten Eiweißen, die intensive Immunreaktionen gegen die Tumoren hervorrufen. Daher haben Patienten mit MSI-mutierten Tumoren auch oft bessere Überlebensraten.
Prävention und Therapie in Einem
Die Wissenschaftler um Magnus von Knebel Doeberitz und Matthias Kloor hatten bei Patienten mit MSI-mutierten Tumoren solche „frameshift induced neo-peptides“ nachgewiesen. Da für das Tumorwachstum stets ähnliche Gene verändert sein müssen, konnten die Forscher bestimmte Peptide vorhersagen, die für die Impfstoffentwicklung besonders geeignet erschienen. Mit synthetischen Peptiden, die diese Leserraster-Mutation nachbilden, ließen sich T-Zellen gegen den Krebs aktivieren. In klinischen Studien, die von Elke Jäger am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt durchgeführt wurden, ergaben sich erste Hinweise auf eine Wirksamkeit des Ansatzes. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Impfung sehr gut verträglich ist und zur Ausbildung von starken spezifischen Immunreaktionen führt. Sollten weitere Studien zu ähnlich positiven Ergebnissen kommen, könnte die Impfung künftig zur Prävention und Therapie bei erblichem Darmkrebs eingesetzt werden.
Foto: Die Preisträger der Kategorie Medizin und Wissen: Prof. Magnus von Knebel Doeberitz, PD Matthias Kloor und Laudator Prof. Percy Knolle (v.r.n.l.).| © Felix Burda Stiftung