Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Impfstoff verlängert Leben von Glioblastom-Patienten

Dienstag, 5. Juni 2018 – Autor:
Ein personalisierter Impfstoff verbesserte die Überlebensraten von Patienten, die an einem Glioblastom erkrankt sind. Das zeigt eine noch nicht abgeschlossene Phase-III-Studie.
impfstoff, impfung, immuntherapie

Ein personalisierter Impfstoff verbesserte die Überlebensrate von Glioblastom-Patienten – Foto: ©natali_mis - stock.adobe.com

Die meisten Menschen, die an einem Glioblastom erkranken - einem besonders bösartigen Hirntumor - sterben weniger als 18 Monate nach der Diagnose. In einer klinischen Phase-III-Studie wurde nun ein personalisierter Impfstoff getestet, der auf diesen Krebs abzielt. Ergebnis: Zwei Drittel der Patienten überlebten im Schnitt mehr als 32 Monate. Ein Drittel hatte ein durchschnittliches Gesamtüberleben von 40,5 Monaten.

An der Studie, die im Fachmagazin Journal of Translational Medicine erschien, nahmen 331Patienten an über 80 Standorten in Deutschland, Großbritannien, Kanada und den USA teil. Die Probanden erhielten die Standardtherapie und den personalisierten Impfstoff, der speziell auf sie zugeschitten ist, oder die Standardtherapie und ein Placebo.

Impfstoff verlängert Leben von Glioblastom-Patienten

In der Impfstoff-Gruppe befanden sich zunächst doppelt so viele Patienten wie in der Placebogruppe. Doch auch die Probanden aus der Placebo-Gruppe erhielten den Impfstoff, wenn ihr Krebs nach der anfänglichen Behandlung wieder auftrat. Letztlich erhielten fast 90 Prozent aller Teilnehmer den Prüfimpfstoff.

Die Studie, die vom Impfstoffhersteller Northwest Biotherapeutics finanziert wurde, läuft weiter, um insbesondere diejenigen Patienten zu untersuchen, die den Krebs überdurchschnittlich lange überlebten. Da fast 90 Prozent aller Teilnehmer den Impfstoff irgendwann erhielten, ist die Chance, dass die verlängerte Überlebenszeit mit der Impfung zusammenhängt, sehr hoch.

Untypischer Verlauf der Krebserkrankung

"Die gesamte Patientenpopulation scheint länger zu leben, als es normalerweise der Fall ist. 30 Prozent der Patienten haben sogar viel länger gelebt, als wir es angesichts des typischen Verlaufs dieser Krebserkrankung erwarten würden", sage der Onkologe Dr. Jian L. Campian, einer der Studien-Autoren und Assistenzprofessor für Medizin an der Washington University.

Überraschend war, dass die Patienten mit der deutlich verlängerten Überlebenszeit nicht die üblichen Eigenschaften aufwiesen, die sonst mit einer guten Prognose verbunden sind. "Wir werden diese Patienten weiter untersuchen, um zu verstehen, warum sie so gut abgeschnitten haben", so der Mediziner.

Immunzellen auf den Krebs trainiert

Der personalisierte Impfstoff wurde eigens für jeden Patienten hergestellt. Nach der Operation, bei der so viel wie möglich vom Tumor entfernt wurde, wurde Tumorgewebe mit Immunzellen des Patienten - dendritische Zellen genannt - in Kontakt gebracht. Das trainierte die dendritischen Zellen auf die Tumorzellen.

Die trainierten Zellen wurden dem Patienten dann in mehreren Impfungen wieder injiziert und aktivierten das Immunsystem, den Tumor aufzuspüren und zu zerstören. Laut Campian hatte der Impfstoff sehr wenig Nebenwirkungen, insbesondere im Vergleich zu Standard-Behandlung für diesen Krebs, die Chirurgie, Bestrahlung und Chemotherapie umfasst. Etwa 2 Prozent der Teilnehmer hatten nach Angaben der Forscher ein schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis, das möglicherweise mit dem Impfstoff zusammenhängt.

Foto: natali_mis/fotolia.com

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Immuntherapie

Weitere Nachrichten zum Thema Glioblastom

03.07.2019

Das Glioblastom ist ein aggressiver Hirntumor, für den es bislang keine Heilung gibt. Mit einem neuen Behandlungsansatz, den sogenannten Tumortherapiefeldern (TTF), soll das Tumorwachstum verlangsamt werden. In einer Nutzenbewertung konnte nun gezeigt werden, dass Patienten durch die Methode tatsächlich länger leben können.

26.02.2019

In der Chemotherapie des Glioblastoms gibt es Fortschritte: Forscher konnten zeigen, dass bei etwa einem Drittel der Patienten eine Form vorliegt, die besonders gut auf eine spezielle Art der Therapie anspricht.

17.04.2020

Glioblastome sind die häufigsten bösartigen Hirntumore bei Erwachsenen. Die Behandlung mit „Tumortherapiefeldern“ kann die Teilung der Tumorzellen verlangsamen oder stoppen und zu ihrem Absterben führen. Diese auch „TTFields“ genannte Methode wird jetzt in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin