Impflücken besonders bei Masern schließen
Es klingt fast wie ein Mantra, wenn Gesundheitsbehörden über die Wirksamkeit von Impfungen sprechen. Aber es stimmt nun mal, dass Impfungen eine der großen Errungenschaften der Medizin sind, die vielen Infektionskrankheiten ihren Schrecken genommen haben. Paradoxerweise sind gerade deshalb viele Menschen impfmüde geworden, besonders die jüngere Generation, die schwere Erkrankungen wie Pocken oder Kinderlähmung allenfalls aus den Geschichtsbüchern kennt.
Masern: Die von der WHO geforderte Durchimpfungsrate von 95 Prozent erfüllt Deutschland nicht
So bestehen laut Robert Koch-Institut (RKI) vor allem bei jungen Erwachsenen, die nach 1970 geboren sind, erhebliche Impflücken, insbesondere bei der Masern-Impfung. Das Bundesinstitut appelliert daher an alle, die heute 44 Jahre und jünger sind, die Masern-Impfung nachzuholen. Wie wichtig dieser Appell ist, zeigen Zahlen des Robert Koch-Instituts aus dem vergangenen Jahr: 2013 waren mehr als die Hälfte der 1.769 gemeldeten Masernfälle älter als 15 Jahre – mehr als 80 Prozent waren ungeimpft. Etwa ein Drittel der erwachsenen Masernpatienten musste im Krankenhaus behandelt werden. Schwere Krankheitsverläufe treten vor allem bei Säuglingen und Erwachsenen auf.
Bei Schulanfängern ist die Impfquote in den letzten Jahren zwar kontinuierlich gestiegen. Aber bei den Standardimpfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Hepatitis B gibt es laut RKI ebenfalls noch Nachholbedarf. Bei Masern sei vor allem die zweite Impfung für einen wirksamen Schutz entscheidend. Und hier liegt die Impfquote im Bundesdurchschnitt nur bei 92,4 Prozent. „Eine Impfquote von 95 Prozent für beide Impfungen ist erforderlich, damit sich ein eingeschlepptes Masernvirus nicht verbreiten kann“, sagt RKI-Präsident Prof. Reinhard Burger. Nur in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werde bei der Erst- und Zweitimpfung jeweils eine Impfquote von über 95 Prozent erreicht. Diese Quote ist auch ein Zielwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bis 2015 in Europa Masern und der Röteln komplett ausrotten will.
Impflücken auch bei Älteren und chronisch Kranken
Derzeit sieht es allerdings nicht danach aus, als könnte die WHO dieses hehre Ziel erreichen. „Problematisch sind vor allem die Masern-Impflücken bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“, meint Reinhard Burger. Es sei deshalb wichtig, den Impfschutz der Bevölkerung weiter auszubauen. Dies betreffe aber nicht nur die Masern-Impfung, sondern auch die zu geringen Impfquoten für Influenza- und Pneumokokken-Schutzimpfung bei Älteren und chronisch Kranken“, so der RKI-Präsident.
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