Die Nachricht, die vor einem Jahr in Toronto veröffentlicht wurde, ließ die Fachwelt aufhorchen und machte Betroffenen Hoffnung: Bei vier Alzheimer-Patienten konnte der Krankheitsverlauf durch intravenöse Immunglobuline (IVIG) über mehrere Jahre hinweg gestoppt werden. Nun sollte eine Phase-III-Studie diese Ergebnisse bestätigen – mit enttäuschendem Resultat.
Eine erste Auswertung der Studie weist darauf hin, dass die Immuntherapie keinen wesentlichen Nutzen für die Kognition und die Alltagsfunktionen der Alzheimer-Patienten hat. An der Studie nahmen 390 Patienten teil. Sie erhielten im Zwei-Wochen-Rhythmus eine Infusion mit jeweils 200 oder 400 mg/kg des IVIG-Präparates oder eine Kochsalzlösung als Placebo. Die bisherige Therapie mit Antidementiva wurde fortgesetzt.
Kein signifikanter Erfolg durch Immunglobuline
Nach 18 Monaten konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den mit Immunglobulinen behandelten Patienten und der Placebo-Gruppe festgestellt werden. Bei Patienten, deren Erkrankung nur mäßig ausgeprägt war, verschlechterte sich die Kognition zwar etwas weniger, doch die Ergebnisse waren nicht signifikant. Auch deuteten die Werte auf einen etwas verringerten Abbau der Nervenzellen, doch nur in einer Subgruppe der Patienten, die Träger des Proteins Apo-E4-Allel sind, waren die Unterschiede signifikant. Die Zahl dieser Patienten war allerdings wiederum zu gering, um statistisch belastbare Aussagen zu treffen, wie der Hersteller Baxter berichtete.
„Leider ließen sich die positiven Ergebnisse der Phase-II-Studie nicht wiederholen“, erklärte Studienautor Norman Relkin vom Weill Cornell Medical College (New York). Vor weiteren Schritten will Baxter nun erst einmal die vollständige Auswertung der Studie abwarten. Interesse habe man vor allem an einer genauen Auswertung der Daten bei Patienten mit moderatem Alzheimer und mit Apo-E4-Allel, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens. Die vollständigen Ergebnisse der Studie sollen im Juli auf einer Alzheimertagung in Boston vorgestellt werden.
Alzheimer nach wie vor nicht heilbar
Kritiker hatten schon vor der Veröffentlichung dieser Ergebnisse gewarnt, auch ein Erfolg der Studie würde kaum zu einer praxistauglichen neuen Therapie von Alzheimer führen, da es nicht genug Immunglobuline gäbe, um auch nur einen Bruchteil der betroffenen Patienten damit zu behandeln. Immunglobuline werden bislang nur aus Blutplasma von Spendern gewonnen und für viele Erkrankungen wie Leukämien und Transplantationen benötigt. Ein Erfolg des neuen Therapieansatzes hätte dennoch einen wichtigen Schritt für das Verständnis der Krankheit bedeutet.
Alzheimer, eine fortschreitende, degenerative Erkrankung des Gehirns, ist bisher nicht heilbar und die Ursachen sind unbekannt. Die Erkrankung zählt zu den häufigsten Ursachen einer Demenz. In Deutschland leiden etwa 1,2 Millionen Menschen an Alzheimer. Durch die Alterung der Bevölkerung wird in den nächsten 20 Jahren mit einer Verdoppelung dieser Zahl gerechnet.
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