Immuntherapie mit Blinatumomab wirksam bei ALL-Rezidiv

Akute Lymphatische Leukämie (ALL): Patienten mit minimaler Resterkrankung profitieren vom Antikörper Blinatumomab
Patienten mit Akuter Lymphatischer Leukämie (ALL), die nach Chemotherapie noch eine minimale Resterkrankung (MRD) aufweisen, profitieren von einer Immuntherapie mit Blinatumomab. Das geht aus einer multizentrischen Studie mit 116 Patienten hervor, die jetzt in der Fachzeitschrift Blood erschienen ist. Wie die Autoren berichten, lag die Ansprechrate bei 80 Prozent, was zu einer deutlichen Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit der betroffenen Patienten führte.
Ansprechraten von 80 Prozent
„Die Studie zeigt, dass Blinatumomab nicht nur bei einem voll entwickelten Rezidiv hilfreich eingesetzt werden kann, sondern auch – und gerade – in einem viel früheren Stadium“, sagt Prof. Dr. Ralf Bargou, Direktor Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken an der Uniklinik Würzburg. In der Studie wurde eine moderne, hochempfindliche molekulare Diagnostik eingesetzt, mit der winzigste Mengen verbleibender Leukämiezellen aufgespürt werden können. „Zusammen mit den neuen therapeutischen Entwicklungen in der Immun-Onkologie hilft uns das, Rezidive immer frühzeitiger zu erkennen und gezielt zu behandeln. Dadurch lassen sich die Heilungschancen für die betroffenen Patienten weiter verbessern“, so der Krebsmediziner.
Blinatumomab wurde von den Würzburger Mediziner mit entwickelt. Das Immuntherapeutikum gehört zu einer neuen Klasse von so genannten bispezifischen Antikörpern, die direkt das menschliche Immunsystem gegen Tumorzellen wirken lassen. Es ist das erste zugelassene Medikament, das die körpereigenen T-Zellen, eine Form der Lymphozyten, einspannt, um Leukämiezellen zu vernichten. Da diese „Killer“ in der Regel Krebszellen nicht von gesunden Zellen unterscheiden können, greifen sie sie deshalb auch nicht an.
Immunsystem wird ausgetrickst und aktiviert
Der gentechnisch hergestellte Antikörper Blinatumomab kann diese biochemische Blindheit jedoch überwinden: Das Mittel ist in der Lage, an der Krebszelle anzudocken und andererseits an T-Zellen zu binden. „Mit Hilfe dieses „Adapters“ werden die Abwehrzellen aktiviert, sie erkennen die schädlichen Zellen und können sie in der Folge zerstören“, erläutert Bargou.
Die Akute Lymphatische Leukämie (ALL) ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der eine frühe Vorstufe der Lymphozyten entartet und sich unkontrolliert vermehrt. Lymphozyten sind weiße Blutkörperchen und Teil des Immunsystems. Ihre Vermehrung und Erneuerung ist bei gesunden Menschen strikt reguliert. Bei der ALL ist dieser Prozess dagegen außer Kontrolle geraten.
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