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Immunantwort: Nicht Antikörper, sondern Gedächtnis-T-Zellen schützen vor schwerer Covid-Erkrankung

Montag, 2. Mai 2022 – Autor:
Weder die Impfung noch eine frühere Corona-Infektion können eine Ansteckung mit Omikron verhindern. Grund ist, dass Antikörper auf den Schleimhäuten kurzlebig sind. Doch das Immunsystem hat noch mehr Waffen, die vor schweren Verläufen schützen.
Coronavirus: Antikörper sind nur ein Teil der Immunantwort

Coronavirus: Antikörper sind nur ein Teil der Immunantwort – Foto: © Adobe Stock/ MQ-Illustrations

Die Omikron-Variante hat die bislang größte Infektionswelle während der Pandemie verursacht. Eine Überlastung des Gesundheitssystems ist aber ausgeblieben. Omikron ist einerseits harmloser als vorherige Varianten, darauf deuten mehrere Arbeiten hin. Zudem traf die Virusvariante auf eine in großen Teilen geimpfte und /oder genesene Bevölkerung: Covid-Impfungen und frühere Corona-Infektionen scheinen also mitgeholfen zu haben, viele schwere Verläufe zu verhindern.

Antikörper sind kurzlebig

Dass sich so viele Menschen trotzdem mit Omikron angesteckt haben und anstecken, liegt daran, dass die gebildeten Antikörper auf den Schleimhäuten kurzlebig sind. Studien zeigen, dass die Impfung nur etwa drei Monate vor einer Infektion schützt. Danach sinken die Antikörper rapide. Doch Antikörper sind nur ein Teil der Immunantwort.

Forscher vom Universitätsklinikum Freiburg haben nun zeigen können, warum Impfungen, die ja gegen den Wuhan-Typ entwickelt wurden, und Infektionen mit früheren Sars-CoV-2-Varianten, dennoch schwere Covid-Verläufe verhindern können. Die Ergebnisse sind am Donnerstag in der online-Ausgabe von Nature Microbiology erschienen.

Gedächtnis-T-Zellen sind Multitalente

„Wir konnten in unserer Studie zeigen, dass Gedächtnis-T-Zellen, die nach Impfung oder Infektion mit einer früheren Sars-CoV-2-Variante gebildet wurden, auch die Omikron-Variante sehr gut erkennen und vor einem schweren Verlauf einer Infektion schützen können“, erklärt Ko-Studienleiterin Dr. Maike Hofmann. Antikörper würden dagegen nur reduziert an die Omikron-Variante binden. „Daher schützen sie auch nach einem Impf-Booster nur recht kurz vor einer Infektion mit der Omikron-Variante“, so Forschungsgruppenleiterin Hofmann.

Auch mögliche Unterschiede der Immunantworten von Genesenen und Geimpften hat das Freiburger Forscherteam untersucht. Herauskam, dass beide Gruppen eine breite T-Zell-Antwort haben: Bei Genesenen erkennen die T-Zellen mehrere Virus-Eiweiße. Bei Geimpften richtet sich die Immunantwort im Wesentlichen gegen das Spike-Eiweiß, das ja aus dem mRNA-Impfstoff im Körper hergestellt wird und dann die Immunantwort hervorruft.

Impfung plus Infektion schützt wohl am besten

Insgesamt sei die T-Zell-Antwort gegen das Spike-Eiweiß bei Geimpften breiter und stärker als bei Genesenen, berichtet Ko-Studienleiter Prof. Christoph Neumann-Haefelin. „Werden Genesene geimpft, fallen die T-Zell-Antworten ebenfalls vielfältiger aus und somit steigt der Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bei zukünftigen Infektionen“, betont Neumann-Haefelin.

Die Arbeit zeigt einmal mehr, dass die Immunantwort gegen SARS-CoV-2 nicht allein auf die Bildung von Antikörpern reduziert werden kann. Der Immunschutz ist wesentlich breiter, vor allem Gedächtnis-T-Zellen bieten Schutz vor verschiedenen Corona-Varianten und schwerer Covid-Erkrankung. Das ist erst einmal eine gute Nachricht für mögliche künftige Varianten.

Hauptkategorien: Corona , Medizin
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