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Immer mehr Syphilis-Fälle in Europa

Montag, 29. Juli 2019 – Autor: anvo
Die Zahl der Syphilis-Fälle in Europa nimmt weiter zu. Das meldet das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Deutschland zählt demnach zu den am stärksten betroffenen Ländern.
Syphilis

Syphilis gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten, die in Europa immer weiter um sich greifen – Foto: ©jarun011 - stock.adobe.com

Seit 2010 ist in Europa ein deutlicher Anstieg der Syphilis-Infektionen zu bemerken. Dieser Trend hat sich auch im Jahr 2017 fortgesetzt, wie jetzt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) meldet. Demnach treten rund zwei Drittel der Syphilis-Infektionen bei Männern auf, die Sex mit Männern haben (MSM). Unter diesen sind vor allem diejenigen gefährdet, die in städtischen Gebieten leben. Doch auch heterosexuelle Männer und Frauen sind betroffen. Insgesamt tritt Syphilis bei Frauen allerdings achteinhalb Mal seltener auf als bei Männern. Ein leichter Anstieg ist aber laut EDC auch bei ihnen zu beobachten.

Deutschland besonders stark betroffen

Im Europäischen Wirtschaftsraum wurden im Jahr 2017 33.189 Syphilis-Infektionen gemeldet. Das sind knapp zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Damit ist die Inzidenz auf 7,1 Fälle pro 100.000 Einwohner gestiegen. In Deutschland wurde 2017 bei 7.473 Personen eine Syphilis diagnostiziert. Dies entspricht 9,1 Fällen pro 100.000 Einwohner. Damit zählte Deutschland neben Island, Irland, Großbritannien und Malta zu den fünf Ländern, in denen sich die Syphilisrate seit 2010 mehr als verdoppelt hat. Estland und Rumänien dagegen meldeten einen deutlichen Rückgang.

Bereits Ende 2018 hatte das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin gemeldet, dass in Deutschland ein weiterer Anstieg der Syphilis-Infekionen zu verzeichnen sei. Laut RKI sind im Verhältnis zur Einwohnerzahl überdurchschnittlich viele Menschen in Berlin und Hamburg betroffen.

HIV-Prophylaxe verstärkt den Syphilis-Trend

Zurückgeführt wird der Anstieg der Syphilis unter anderem auf die zurückgehende Angst vor HIV, da die Virusinfektion heute kein Todesurteil mehr ist und ein Ausbruch von AIDS mit Medikamenten aufgehalten werden kann. Der Gebrauch von Kondomen geht daher zurück. Auch die Möglichkeit einer Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit Emtricitabin/ Tenofovir, die eine HIV-Infektion verhindern kann, wird dafür verantwortlich gemacht, dass andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie Syphilis wieder zunehmen.

„Die Zuwächse bei den Syphilis-Infektionen, die wir in Europa sowie in anderen Ländern in aller Welt sehen, sind ein Ergebnis mehrerer Faktoren wie Sex ohne Kondom und mit mehreren Sexualpartnern, kombiniert mit einer geringeren Angst, HIV zu bekommen“, erklärt auch Dr. Andrew Amato-Gauci, Leiter des ECDC-Programms für HIV- und Geschlechtskrankheiten.

Verstärkte Präventionsmaßnahmen nötig

Die ECDC rät dringend zu verstärkten Präventionsmaßnahmen. So schlagen die Experten vor, bei MSM das Screening intensivieren. Parallel zum HIV-Test sollte immer auch ein Syphilis-Test durchgeführt werden, heißt es im aktuellen Bericht. Vor allem Männer mit hohem Risiko, die beispielsweise eine hohe Zahl von Sexualpartnern aufweisen und PrEP anwenden, sollten sich vierteljährlich testen lassen, rät das ECDC. Das Zentrum empfiehlt außerdem ein effektives Partnermanagement. Damit wird das Testen aller Sexualkontakte von Personen bezeichnet, bei denen eine Syphilis neu aufgetreten ist.

Foto: © jarun011 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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