Immer mehr Menschen fühlen sich im Stress

Überforderung bei der Arbeit kann Menschen krank machen – Foto: ©Elnur - stock.adobe.com
Seit Jahren steigen die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen. Doch woran liegt es, dass offenbar immer mehr Menschen Probleme haben, ihren Alltag zu bewältigen? Experten machen dafür unter anderem einen übersteigerten Leistungsdruck, permanente Selbstoptimierung, die Orientierung an unrealistischen Vorbildern, die ständige Erreichbarkeit aufgrund der neuen Medien, aber auch Zukunftsängste verantwortlich – und das in fast allen Altersgruppen.
In Großstädten wie Berlin kann das hektische Leben zusätzlich Auswirkungen auf das seelische Gleichgewicht haben. In der Folge drohen nicht nur Schlafstörungen und Stress, sondern auch ernsthafte psychische Krankheiten wie Depressionen, Anpassungsstörungen oder Angsterkrankungen. Die 12. Berliner Woche der Seelischen Gesundheit, die vom 10. bis 20. Oktober 2018 stattfindet, nimmt sich daher dieses Themas unter dem Motto „Gestresste Gesellschaft – Was tun?“ an.
Arbeit und zu hohe Ansprüche an sich selbst größte Stressfaktoren
Wie gestresst sich die Deutschen tatsächlich fühlen, hat unter anderem die Techniker Krankenkasse (TK) in einer Studie aus dem Jahr 2016 herausfinden wollen. In einer repräsentativen Umfrage stellte sich heraus, dass die wichtigsten Stressfaktoren der Deutschen Druck bei der Arbeit (46 Prozent), hohe Ansprüche an sich selbst (43 Prozent), Termindichte in der Freizeit (33 Prozent), der Straßenverkehr (30 Prozent) sowie die ständige digitale Erreichbarkeit (28 Prozent) waren.
Drei von zehn Beschäftigten gaben an, es belaste sie, dass sie auch nach Feierabend oder im Urlaub für ihren Arbeitgeber oder Kunden erreichbar sein müssten. Bei diesen Menschen lag der Stresspegel der Umfrage zufolge besonders hoch. 40 Prozent von ihnen gaben sogar an, unter Dauerstress zu stehen.
Umgang mit Stress ist individuelle, aber auch gesellschaftliche Aufgabe
Wie wir mit Stress umgehen, muss zum Teil jeder für sich selbst entdecken, wie Dilek Kolat, Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung sowie Schirmherrin der 12. Berliner Woche der Seelischen Gesundheit, betont: „So vielfältig und individuell die Faktoren sind, die Stress auslösen, so vielfältig und individuell sind auch die Wege, Mittel und Methoden, ihm entgegenzuwirken und ihn zu reduzieren – seien es ganz bewusste langfristige Verhaltensänderungen, erlernbare kleinere oder auch spezielle Entspannungstechniken, mehr Bewegung und Sport oder einfach nur ein gesünderer Schlaf.“
Doch es gibt auch gesellschaftliche Ursachen für die Überforderung, und auch die Arbeitgeber sind gefragt, ihren Mitarbeitern Bedingungen zu bieten, die ihre psychische (und physische) Gesundheit schützen. Das wäre auch in ihrem Interesse: Schätzungen zufolge entstehen den Unternehmen nach jüngsten Berechnungen der Bundesregierung jährlich Produktionsausfälle von rund 26 Milliarden Euro aufgrund psychischer Erkrankungen.
Aktionswoche fordert mehr Toleranz für psychische Erkrankungen
Anlässlich der Aktionswoche wollen die Initiatoren darüber diskutieren, welche Auswirkungen Stress in verschiedenen Lebensbereichen auf unsere seelische Gesundheit hat und wie dem entgegengewirkt werden kann. Außerdem setzen sie erneut ein Zeichen für einen offenen und toleranten Umgang mit psychischen Erkrankungen. Damit sollen auch die Betroffenen ermutigt werden, offen mit ihrer Situation umzugehen und sich die notwendige Hilfe zu holen.
Ab dem 10. Oktober laden Berliner Kliniken, Kontakt- und Beratungsstellen, Therapiezentren und Selbsthilfegruppen in über 230 Veranstaltungen interessierte Bürger zu Workshops, Vorträgen, Fachtagungen, Ausstellungen, Konzerten und vielem mehr ein. Koordiniert wird die Woche vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit.
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