Immer mehr Kinder leiden unter Rückenschmerzen
Rückenschmerzen galten bisher als Problem von Erwachsenen. Doch mittlerweile leiden auch immer mehr Kinder und Jugendliche darunter. Fast 50 Prozent der 11- bis 17-Jährigen gaben im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KIGGS) des Robert-Koch-Instituts Berlin an, in den letzten drei Monaten Probleme mit dem Rücken gehabt zu haben. Und die Tendenz ist steigend. Experten nehmen als Hauptgrund für diese Entwicklung den immer mehr um sich greifenden Bewegungsmangel bei Kindern an.
Häufigste Ursache für Rückenschmerzen ist Bewegungsmangel
Bei etwa 15 Prozent der Betroffenen liegen organische Ursachen für die Rückenschmerzen vor. Hierzu gehören vor allem Skoliose sowie Morbus Scheuermann. Bei der Skoliose handelt es sich um eine seitlich verkrümmte, starre Wirbelsäule. Die Behandlung hat hier in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Allerdings ist es wichtig, die Krankheit rechtzeitig zu behandeln und früh genug zu behandeln. Morbus Scheuermann ist eine Verknöcherungsstörung der Wirbelsäule. Diese krümmt sich nach vorne, und es entsteht ein runder Rücken. Typischerweise tritt die Erkrankung zwischen dem 8. und 14. Lebensjahr auf.
Die weitaus häufigere Ursache für Rückenschmerzen bei Kindern liegt jedoch im zunehmenden Bewegungsmangel begründet. Eine Umfrage unter 100 Kinder- und Jugendärzten durch das Forsa-Institut hatte kürzlich ergeben, dass die Pädiater vor allem folgende Ursachen für die Zunahme der Rückenschmerzen vermuten:
- Kinder und Jugendliche bewegen sich in ihrer Freizeit zu wenig.
- Junge Menschen verbringen zu viel Zeit mit modernen Medien.
- Eltern regen die motorische Entwicklung der Kinder nicht genug an.
- Es wird zu wenig oder zu schlechter Schulsport angeboten.
Medienkonsum stärker kontrollieren
Bestätigt wird dies durch eine Untersuchung von Professor Klaus Bös vom Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Karlsruhe. Demzufolge verbringen Kinder heutzutage etwa neun Stunden täglich im Sitzen, weitere neun Stunden im Liegen, fünf Stunden stehend und höchstens eine Stunde in Bewegung. Ein Teil des Problems: Die meisten Kinder fahren heute mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule oder werden von den Eltern im Auto gebracht. Früher fuhren die Kinder sehr viel häufiger mit dem Fahrrad oder gingen zu Fuß.
Auch die zunehmende Nutzung moderner Medien wie Computer, Handy oder Fernsehen verstärken die Bewegungsarmut und erhöhen damit das Risiko für Rückenschmerzen. Die Stiftung Kindergesundheit appelliert daher an die Eltern, den Medienkonsum der Kinder sehr viel stärker zu kontrollieren. Zudem sollten Eltern Vorbilder für ihre Kinder sein und mit ihnen von klein auf gemeinsame Aktivitäten entfalten. Gemeinsam Sport zu treiben, mit dem Rad zu fahren, das Auto öfter stehen zu lassen – das alles kann jungen Leute Lust auf Bewegung machen und Rückenschmerzen sowie anderen Beschwerden vorbeugen. Zudem sollten Sportangebote von Vereinen intensiver genutzt werden.
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