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Immer mehr Kinder haben Diabetes

Samstag, 13. November 2021 – Autor:
Immer mehr, immer jünger – und häufig sogar schon im Babyalter: Die Zahl der von Typ-1-Diabetes betroffenen Kindern und Jugendlichen steigt auch in Deutschland deutlich an. Darauf weist die „Stiftung Kindergesundheit“ anlässlich des Welt-Diabetes-Tags hin.
Kind mit Diabetes spritzt sich Insulin.

Insulin spritzen, Blutzucker messen, die Kohlenhydrate aus dem Essen kontrollieren: Das sind die drei Säulen der Behandlung bei Kindern, die an Diabetes vom Typ 1 leiden. – Foto: AdobeStock/RFBSIP

Mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland haben Diabetes Typ 1 und müssen lernen, mit dieser Krankheit zu leben – und es werden immer mehr: Jedes Jahr erkranken rund 2.300 Kinder neu an dieser Autoimmunerkrankungen, manche bereits im Babyalter. Darauf weist die „Stiftung Kindergesundheit“ anlässlich des Welt-Diabetes-Tags am 14. November hin.

„Neuerkrankungen steigen weltweit dramatisch an“

„Damit gehört die Zuckerkrankheit zu den häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Kindesalter“, sagt Kinder- und Jugendärztin Susanne Bechtold-Dalla Pozza vom Sozialpädiatrischen Zentrum der Universitätskinderklinik München. „Die Zahl der Neuerkrankungen steigt weltweit dramatisch an. Besonders der Anteil jüngerer Kinder wird immer größer“.

Diabetes Typ 1 und 2: Was ist der Unterschied?

Beim Stichwort Zuckerkrankheit denken die meisten Menschen zuerst an ältere Personen – aus verständlichen Gründen: Der größte Teil der 4,6 Millionen Menschen mit einer Zuckerkrankheit in Deutschland hat einen Diabetes mellitus des Typs 2, der mit steigendem Alter häufiger vorkommt und deshalb oft als Altersdiabetes bezeichnet wird. Bei Kindern und Jugendlichen, bei denen ein Diabetes diagnostiziert wird, handelt es sich jedoch in der überwiegenden Mehrzahl um eine Erkrankung an Diabetes des Typs 1.

„Der Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, die sich schleichend entwickelt“, erläutert die Stiftung Kindergesundheit in ihrer aktuellen Stellungnahme. „Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes greift das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen in den Inselzellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie.“ Die Ursachen lägen in einer komplizierten Kombination aus erblichen Anlagen und bestimmten Umweltfaktoren.

Erste Symptome: Großer Durst und öfter Pipi

„Die Krankheit wird oftmals erst erkannt, wenn bereits schwerwiegende Symptome vorliegen“, berichtet Professorin Bechtold-Dalla Pozza: „Erst wenn etwa 80 Prozent der Zellen geschädigt sind, treten die ersten Symptome auf: Das kranke Kind hat großen Durst, muss immer wieder Wasser lassen, verliert an Gewicht und ermüdet schnell. Es benötigt das lebensnotwendige Insulin. Das Hormon muss mit einem Insulin-Pen (ähnlich einem Stift) oder einer Insulinspritze unter die Haut gespritzt werden. Mittlerweile werden viele Kinder mit einer Insulinpumpe behandelt. Damit kann das Insulin kontinuierlich über einen feinen Schlauch verabreicht werden“.

Typ-1-Diabetes: Bisher nicht heilbar – aber gut behandelbar

Der Typ-1-Diabetes ist bisher nicht heilbar, aber gut behandelbar, betont die Münchner Diabetologin. Die Betroffenen müssen sich allerdings ein Leben lang täglich mehrfach mit Insulin versorgen. Das genau vor 100 Jahren, 1921, von Wissenschaftlern zum ersten Mal isolierte und damit als Arzneistoff nutzbar gemachte Hormon Insulin ist ein chemischer Botenstoff mit einer lebenswichtigen Funktion: Es transportiert den durch Essen oder Trinken aufgenommenen Zucker aus dem Blut in die Körperzellen. Ohne Insulin kann der Körper die Nahrung nicht verwerten. Kann der Körper nur noch wenig oder gar kein Insulin mehr selbst herstellen, sammelt sich der Zucker im Blut an. Das führt zu Gesundheitsproblemen.

Zuckerkranke Kinder: Behandlung beruht auf drei Säulen

Die Behandlung zuckerkranker Kinder beruht auf drei Säulen: dem Ersatz des fehlenden Insulins, der Berechnung der zugeführten Kohlenhydrate und auf regelmäßigen, mehrmals durchgeführten Kontrollen der Stoffwechselsituation. Die Höhe des Blutzuckerspiegels hängt dabei nicht nur davon ab, wie viel Insulin man spritzt, sondern auch davon, was das Kind isst und trinkt und wie viel Energie es durch körperliche Bewegung verbraucht.

Kinder-Diabetes: Eine Herausforderung für die ganze Familie

„Die Krankheit macht die Eltern zu Kontrollpersonen, die ständig überprüfen, was gegessen wird, ob die nötigen Tests durchgeführt, die Spritzen gesetzt werden“, berichtet die Stiftung Kindergesundheit. „Der Diabetes eines Kindes wird zur Feuerprobe für die ganze Familie. Sie muss ihren Alltag neu organisieren und den Diabetes als ständigen Begleiter akzeptieren lernen.“

Hauptkategorie: Medizin
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