Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Immer mehr Intensivstationen melden sich ab

Mittwoch, 12. Februar 2020 – Autor:
Das Personal auf Intensivstationen ist knapp. Der Personalmangel führt dazu, dass immer öfter Betten gesperrt und Rettungswagen abgewiesen werden. Jetzt liegen Zahl aus Bremen und Niedersachsen vor.
Bettensperrungen in der Intensivmedizin sind ein zunehmendes Problem.

Bettensperrungen in der Intensivmedizin sind ein zunehmendes Problem. – Foto: ©saengsuriya13 - stock.adobe.com

Recherchen des NDR Politikmagazins "Panorama 3" zeigen, welche Ausmaße der Personalmangel auf norddeutschen Intensivstationen angenommen hat. In diesem Fall hatten die Reporter Einblick in ein internes Kommunikationssystem zwischen Rettungsleitstellen und Kliniken bekommen. Die Kommunikation zwischen Leitstelle und Krankenhäusern lenkt Rettungswagen zu jenen Häusern mit freien Kapazitäten. Doch immer mehr Intensivstationen melden sich ab, das heißt sie können keine weiteren Patienten aufnehmen.

Bremen Spitzenreiter bei Versorgungsengpässen

Nach der Auswertung haben die sieben Kliniken der Stadt Bremen zusammengenommen eine Abmeldequote für die Intensivstationen von mittlerweile 66 Prozent. Das bedeutet, dass alle Intensivstationen der sieben Kliniken in Bremen in dem erhobenen Zeitraum von vier Monaten 66 Prozent der Auswertungszeit auf Rot standen, also abgemeldet waren. Im Vorjahr 2018 lag die Quote noch bei etwa 50 Prozent.

Auch in der Region Hannover hat sich demnach die Situation verschlechtert: Hier lag die Abmeldequote für die chirurgischen Intensivbetten bei 32 Prozent, im Bereich der internistischen Intensivbetten bei zusammengerechnet 53 Prozent. Diesen Zahlen aus 2019 stehen Abmeldequoten von 25 bzw. 40 Prozent aus 2018 gegenüber.

Manchmal geht auch gar nichts mehr. In Bremen haben sich an mehr als jedem dritten Tag alle Intensivbereiche der Kliniken gleichzeitig abgemeldet. An elf Tagen sogar länger als acht Stunden. In dem Auswertungszeitraum hatten sich an einem Tag alle Kliniken sogar 20 Stunden lang abgemeldet.

Bettensperrungen, weil Personal fehlt

Schuld sind nicht etwa fehlende Betten, sondern fehlendes Personal. So können nach den Recherchen der "Panorama 3"-Reporter in manchen Krankenhäusern bis zu einem Drittel der vorhandenen Intensivbetten nicht belegt werden, da die notwendigen Intensivpflegekräfte fehlen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft spricht von einem bundesweiten Problem, das durch die vorgeschriebenen Personaluntergrenzen noch verschärft worden sei. Die Untergrenzen führten dazu, dass "zusätzliche Versorgungskapazitäten abgemeldet werden und Versorgungsengpässe entstehen", sagte Georg Baum, Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Die Daten der Auswertung stammen aus dem Onlinesystem "Ivena", das im Norden von den Bundesländer Bremen und Niedersachsen genutzt wird. "Panorama 3" konnte zwischen August 2019 bis Januar 2020 über vier Monate hinweg auf die "Ivena"-Daten von 84 Kliniken mit Intensivstationen in Niedersachsen und Bremen zugreifen. Der Datenauswertung Ende 2018 lagen Daten von Anfang November bis Anfang Dezember 2018 zugrunde.

"Panorama 3" wurde am Dienstagabend, 11. Februar im NDR Fernsehen ausgestrahlt.

© Adobe Stock/saengsuriya13

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Krankenhäuser , Pflege

Weitere Nachrichten zum Thema Personaluntergrenzen

11.03.2017

Krankenhäuser bekommen in bestimmten Pflegebereichen Personaluntergrenzen vorgeschrieben, die nicht unterschritten werden dürfen. Darauf hat sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe mit der Expertenkommission „Pflegepersonal im Krankenhaus“ geeinigt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin