Immer mehr Ärzte setzen auf Kooperation im Netz
Rund 32 Prozent oder 45.600 Vertragsärzte setzen auf die Kooperation mit Kollegen aus anderen Praxen, Medizinischen Versorgungszentren (MVZZ) und Kliniken. Innerhalb von zwei Jahren hat die Zahl der in Netzen organisierten Ärzte um 18 Prozent zugenommen. Von den Befragten, die nicht in einem Netz organisiert sind, gaben 49 Prozent an, bereits darüber nachgedacht zu haben, sich an einer Kooperation zu beteiligen.
Dr. Veit Wambach, Vorstandsvorsitzender der Agentur deutscher Arztnetze betrachtet diese Entwicklung als Ausdruck eines neuen Arbeitsverständnisses der heutigen Ärztegeneration: „In Netzen ist es möglich, als selbstständig freiberuflicher Arzt zu arbeiten und gleichzeitig die Vorteile der Zusammenarbeit mit den Kollegen zu nutzen“, so Wambach. Der Wunsch zur Zusammenarbeit beschränke sich jedoch nicht auf die Jungen. Der Ärztemonitor zeige, dass Mediziner aller Altersgruppen in Netzen organisiert sind. Auch bei der Beteiligung von Ärzten und Ärztinnen oder Haus- und Fachärzten wurden keine nennenswerten Unterschiede festgestellt.
Mehr Ärztenetze im Nordwesten
Rund 400 Ärztenetze gibt es laut Netzagentur aktuell in Deutschland. Das Interesse an den Netzen fällt regional sehr unterschiedlich aus. Spitzenreiter beim Organisationsgrad in vernetzten Strukturen sind Schleswig-Holstein (49%) und Westfalen-Lippe (40%). Vergleichsweise wenig Netzärzte ermittelte infas dagegen in Berlin (24%), Sachsen (20%) und Sachsen-Anhalt (17%).
Wambach freut sich über den Zulauf zu den Netzen: „Ärztenetze sind zur festen Größe in der ambulanten Versorgung geworden. Der Zuwachs ist ein toller Erfolg für die Netze und ein Zeichen an die Politik, dass die Fördermaßnahmen wirken und fortgeführt werden müssen.“
Bessere Bedingungen für Arztnetze
Mit dem Versorgungstrukturgesetz wurde im Jahr 2012 die Möglichkeit geschaffen, Ärztenetze finanziell besonders zu fördern. Das geht Wambach jedoch nicht weit genug. Er fordert angesichts des gestiegenen Interesses, dass die sozialrechtliche Stellung der Kooperationen verbessert wird.
„Im Vergleich zu anderen Arztgruppen sind die Netze politisch unterbewertet. Die Förderung vernetzter Strukturen muss daher konsequent ausgebaut werden“, so Wambach. Nächster Schritt sei, Ärztenetze als Leistungserbringer im Sozialgesetzbuch anzuerkennen. Damit wären die Verbünde in der Lage, regionale Versorgungsverantwortung zu übernehmen, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Als Beispiel nennt Wambach Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die dann von Ärztenetzen betrieben werden könnten. „Ein Netz könnte jungen Kollegen das Angebot machen, zunächst im MVZ angestellt zu arbeiten und Stück für Stück in die eigene Niederlassung zu wachsen“, so Wambach.
Vorreiter bei dieser Entwicklung gibt es in der Gesundheitsregion Berlin-Brandenburg. Das mehrfach ausgezeichnete Ärztenetz Südbrandenburg (ANSB) hat ein eigenes MVZ gegründet, um die Versorgung in der berlinfernen, strukturschwachen Region zu stärken.
Foto: Doc Rabe Media - Fotolia.com