Hyaluronsäure-Spritzen to go: Gefährliches Geschäft mit den Falten

Da geht noch was: Viele Frauen lassen sich die Falten mit Hyaluronsäure wegspritzen. Doch Vorsicht vor zu preiswerten Angeboten – Foto: ©Lydie - stock.adobe.com
Hyaluronsäure hat die Eigenschaft, sehr viel Wasser im Gewebe zu binden. Mit dem Alter nimmt die natürliche Substanz des Körpers jedoch ab. Das Gewebe wird schlaff und faltig, zum Leidwesen vieler Frauen. Während der Nutzen von hyaluronsäurehaltigen Cremes fragwürdig ist, ist der Effekt von einer Faltenunterspritzung unmittelbar zu sehen. Lippen werden voller, Falten glatter – kurz, das Gesicht wirkt jünger.
Hyaluronsäure-Spritzen sind mittlerweile ein Millionengeschäft. Vor allem Hautärzte verdienen daran, aber auch Plastische Chirurgen und andere Facharztgruppen. Anders als bei Botox, das ausschließlich von Ärzten gespritzt werden darf, dürfen in Deutschland auch Heilpraktiker Hyaluronsäure spritzen. Doch offenbar interessieren sich noch ganz andere Berufsgruppen dafür. Wie das WDR-Magazin „Markt“ jetzt aufgedeckt hat, besuchen auch Kosmetikerinnen, Nageldesignerinnen und Fußpflegerinnen Seminare, wo sie die Kunst der Faltenunterspritzung in 120 Minuten erlernen. Die Kurse werden von Heilpraktikern geleitet, geübt wird an echten Patienten.
Fußpflegerinnen machen Crash-Kurse bei Heilpraktikern
„Der WDR hat unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt“, sagt Prof. Raymund E. Horch, Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC). „Wenn Laien nach nur zwei Stunden Theorie Spritzen in das Gesicht einer Patientin setzen, ist dies verantwortungslos und gefährlich.“
Mediziner brauchen Jahre um zu lernen, wo Muskeln, Blutgefäße und Nerven verlaufen und wie die Haut aufgebaut ist. Schon bei Heilpraktikern ist fraglich, wie gut sie wirklich die Gesichtsanatomie kennen. Aber was weiß eine Nageldesignerin nach zwei Stunden Seminar?
Sparen kann teuer werden
Das Oberlandesgericht Karlsruhe hatte 2012 bestätigt, dass Kosmetikerinnen und Kosmetiker keine Hyaluronsäure unterspritzen dürfen. Aus gutem Grund: „Wenn Sie Hyaluronsäuren aus Versehen in ein Blutgefäß oder in einen Nerv spritzen, kann dies ernste Folgen haben. Teile des Gesichts können absterben – oder Sie können erblinden“, warnt Horch. Ein Laie könne die Gefahren weder abschätzen noch die Folgen einer fehlerhaften Unterspritzung behandeln. Darum betrachte man auch die zahlreichen Heilpraktiker-Angebote mit Sorge. „Das günstige Hyaluronsäure-Angebot kann für den Patienten schnell zu einer großen Gefahr werden“, sagte der Mediziner mit Blick auf Dumpingangebote, die Kunden mit Rabatten von bis zu 70 Prozent anlocken. Dass hinter diesen Angeboten nicht immer eine medizinische Ausbildung steht, lässt sich erahnen.
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