Humanitäre Hilfe in der Ukraine dringend benötigt

Medikamente und medizinische Hilfsmittel für ein Land im Krieg: Erste Krankenhäuser im Westen des Landes bitten deutsche Hilfsorganisationen um Unterstützung – Foto: © Adobe Stock/ StockMediaProduction
Der Krieg in der Ukraine ist eine humanitäre Katastrophe. Das Deutsche Medikamentenhilfswerk action medeor hat nach eigenen Angaben damit begonnen, erste Hilfslieferungen für medizinische Einrichtungen in der Ukraine zusammenzustellen. Das städtische Krankenhaus Ternopil, habe bereits um Hilfe gebeten, teilte die Hilfsorganisation mit.
Viele kommen nur mit einem Koffer
Obwohl das Krankenhaus im Westen Landes nicht im Zentrum der derzeit umkämpften Gebiete liegt, ist es unmittelbar vom Krieg betroffen. „Wir behandeln hier viele verletzte Soldaten, aber auch Menschen, die aus den ostukrainischen Gebieten geflohen sind und Schutz suchen", berichtet Yaroslav Chaikyvskyy, Direktor des Krankenhauses. „Viele von Ihnen kommen nur mit einem Koffer bei uns an und haben sonst nichts.“
Unter den Flüchtenden seien viele Frauen, auch Familien mit Kindern. Sie litten zum Teil an chronischen Krankheiten, die im Osten der Ukraine nicht mehr behandelt werden konnten und können. „Aber wir behandeln hier auch Lungenentzündungen und Unterkühlungen an Armen und Beinen, außerdem nehmen wir als Notfallkrankenhaus chirurgische Eingriffe für die Notversorgung von Geflüchteten vor“, so Yaroslav Chaikyvskyy.
Medikamente und Verbandsmaterial aus Deutschland
action medeor habe dem Krankenhaus in Ternopil eine sofortige Unterstützung mit Verbandsmaterialien und medizinischem Equipment zugesagt, erklärte Sid Peruvemba, Vorstandssprecher von action medeor. Weitere Medikamentenlieferungen bereite das Hilfswerk im niederrheinischen Tönisvorst derzeit vor. „Wir gehen davon aus, dass wir in der Ukraine weitere medizinische und humanitäre Hilfe leisten müssen.“
In der gesamten Ukraine steigt jetzt die Zahl der Hilfesuchenden. Auch die Stadt Ternopil bereitet sich auf einen großen Anstieg von Patienten vor, die jetzt aus der Ostukraine flüchten. Gleichzeitig stehen dem Krankenhaus weniger staatliche Mittel zur Verfügung, weil diese für die militärische Verteidigung des Landes aufgewendet werden müssen.
Zahl der Bedürftigen steigt
Schon vor Russlands militärischem Überfall am Mittwoch waren im Osten des Landes fast drei Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mehr als 850.000 Menschen sind sogenannte Binnenvertriebene. Die Hilfsorganisation Ärzte der Welt befürchtet, dass diese Zahlen dramatisch ansteigen werden.
„Als humanitäre Organisation sind wir zutiefst besorgt um die betroffene Zivilbevölkerung, insbesondere in den Provinzen Donezk und Luhansk", sagt Ärzte der Welt-Direktor François De Keersmaeker.“ Ärzte der Welt bietet seit fast acht Jahren humanitäre Hilfe und Gesundheitsversorgung für die Menschen in den ostukrainischen Provinzen Luhansk und Donezk. Doch seit Mittwoch können die mobilen Teams nicht mehr arbeiten. Die internationalen Mitarbeiter*innen seien „an sichere Orte“ gebracht worden, teilte Ärzte der Welt mit. „Wir bringen unsere Mitarbeitenden in Sicherheit.“
Ärzte der Welt appelliert dringend an die Konfliktparteien, im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht Menschen und zivile Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser zu schützen. Der Schutz von Menschenleben müsse absolute Priorität haben.