Humane Papillomaviren können lange im Mund- und Rachenraum überleben
Lange Zeit wurde vermutet, dass vor allem ein erhöhter Alkohol- und Tabakkonsum Tumore im Kopf-Hals-Bereich auslöst. Doch mittlerweile ist bekannt, dass auch Humane Papillomaviren (HPV) für diese Krebsarten verantwortlich sein können. So werden bei Tumoren in Mund und Rachen immer häufiger HP-Viren nachgewiesen. Forscher der University of Rochester haben nun aufgedeckt, wo sich die Viren verstecken und warum sie im Mund- und Rachenraum so lange unbemerkt überleben können. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im „Journal of the American Medical Association – Otolaryngology“.
Biofilme schützen HP-Viren
Die Wissenschaftler untersuchten Gewebeproben von mehr als 100 Patienten nach einer Tonsillektomie. Dabei entdeckten sie Humane Papillomaviren auf dem Gewebe der Tonsillen, genauer gesagt in ihren Vertiefungen (Krypten). Dass die Viren dem Immunsystem so lange standhalten konnten, erklären die Forscher mit dem Vorhandensein von Biofilmen. Diese fungieren offenbar wie eine Art Schutzschild für die Viren.
Mit den neuen Erkenntnissen hoffen die Forscher, langfristig durch HPV verursachte Tumore im Mund- und Rachenraum verhindern zu können. Ihr Ziel ist es, einen Wirkstoff zu entwickeln, der effektiv gegen die Biofilme, welche die Viren in den Tonsillen schützen, vorgeht. Zuvor ist jedoch ein Testverfahren nötig, um HPV verlässlich nachzuweisen.
Immer mehr Fälle von HPV-bedingten Tumoren
Mehr als zwei Drittel aller Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit Humanen Papillomviren. In den meisten Fällen heilen die Infektionen von alleine aus, doch es kann auch zu chronischen Veränderungen kommen. Dazu gehören Genitalwarzen, aber auch Krebsarten wie Gebärmutterhals- oder Mund- und Rachenkrebs.
Gerade Kopf- und Halstumore treten in den Industrieländern immer häufiger auf. Allein in den USA hat sich die Neuerkrankungsrate innerhalb der letzten 30 Jahre verdreifacht, und ein Großteil davon wird Schätzungen zufolge durch HP-Viren ausgelöst. Als Ursache für die erhöhte Anzahl der Krebsfälle vermuten Experten ein verändertes Sexualverhalten mit besonderer Bedeutung oraler Sexualpraktiken. Eine frühzeitige HPV-Impfung – möglichst vor dem ersten Sex – könnte das Risiko für Tumore in Mund und Rachen senken.
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