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HPV: Neue Vakzine soll Impfquote steigern

Donnerstag, 12. April 2018 – Autor: anvo
Die Durchimpfungsrate gegen Humane Papillomaviren (HPV) ist in Deutschland nach wie vor niedrig. Ein neuer Impfstoff scheint eine bessere Wirkung zu versprechen und soll die Akzeptanz der Impfung steigern.
HPV-Impfung, HPV, Humane Papillomaviren

Viele Eltern scheuen sich, ihre Kinder gegen HPV impfen zu lassen – Foto: ©New Africa - stock.adobe.com

Schätzungen zufolge sind etwa 1,5 Millionen Frauen in Deutschland mit Humanen Papillomaviren (HPV) des Hochrisikotyps infiziert. Das berichtet die Deutsche Krebsgesellschaft auf ihr Website. HPV können Gebärmutterhalskrebs, aber auch andere Krebsarten hervorrufen. Da die Viren durch sexuellen Kontakt übertragen werden, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, alle Mädchen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren generell gegen HPV (Typen 16 und 18) zu impfen. Auch die S3-Leitlinie für Ärzte zur Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien empfiehlt die Impfung ab dem 9. Lebensjahr.

In Deutschland werden die Kosten für die HPV-Impfung bei Mädchen bis zum 17. Lebensjahr von den Krankenkassen übernommen. Dennoch ist die Durchimpfungsrate nach wie vor gering. Ein Forscherteam hat nun einen neuen Impfstoff entwickelt, der die Impfquote verbessern soll und vor allem in Ländern der Dritten Welt zum Einsatz kommen könnte.

Frühzeitige Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs

Die Durchimpfungsrate gegen HPV liegt nach Zahlen der Ärzte Zeitung bei den 15-Jährigen in Deutschland nur bei 31 Prozent und bei den 17-Jährigen mit 43 Prozent nur gering höher. In anderen Ländern sind die Zahlen zum Teil besser. So liegt die Impfquote in Australien bei etwa 80 Prozent. Vermutungen über die geringen Durchimpfungsraten gibt es viele. „Die meisten Eltern haben offenbar Schwierigkeiten, sich sexuelle Aktivitäten bei ihren 9- bis 14- jährigen Kindern vorzustellen“, erklärt der Vorsitzende der Hessischen Krebsgesellschaft, Christian Jakisch. Eine bessere Aufklärung von Eltern und Kindern könne höhere Impfquoten erreichen.

Experten weisen darauf hin, dass nur die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr in Verbindung mit einer regelmäßig durchgeführten Krebsfrüherkennungsuntersuchung (Pap-Abstrich) den größtmöglichen Schutz vor Gebärmutterhalskrebs bringt. Doch auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr kann die Impfung durchaus sinnvoll sein. So scheint die Impfung für Frauen, die bisher nur mit einem HP-Virustyp infiziert sind, eine gewissen Schutz vor der Infektion mit anderen Typen zu bieten. Zudem klingt eine HPV-Infektion bei jüngeren Menschen normalerweise innerhalb von Monaten ab. Die Impfung kann vor einer erneuten Infektion schützen, da sie eine stärkere Immunantwort hervorruft als die natürliche Infektion.

Auch für Jungen macht die HPV-Impfung Sinn

Für Jungen und Männer gibt es bisher keine Impfempfehlung der STIKO. Die S3-Leitlinie für Ärzte zur Impfprävention HPV-assoziierter Neoplasien empfiehlt die Impfung allerdings auch für Jungen ab dem 9. Lebensjahr. Man weiß, dass die Impfung auch bei Männern eine starke Immunreaktion auslöst und zur Bildung von Antikörpern führt. Diese schützen vor der Infektion mit HPV und je nach Impfpräparat vor Genitalwarzen. Um einen vollständigen Schutz der Bevölkerung zu erreichen, könnte es unter Umständen sinnvoll sein, alle sexuell aktiven Personen gegen HPV zu impfen. Auch gibt es Hinweise darauf, dass die Impfung vor seltenen Erkrankungen wie Penis- und Analkarzinom schützen kann.

Zur HPV-Impfung sind derzeit die neunvalente Vakzine Gardasil 9 (MSD) und die bivalente Vakzine Cervarix (GSK) im Handel. Mit Gardasil 9 könnten laut Hersteller 90 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs durch HP-Viren verhindert werden. Die verfügbaren Impfstoffe stimulieren das Immunsystem, schützende Antikörper zu bilden. Allerdings sind die Präparate temperaturempfindlich und bedürfen einer Lagerung im Kühlschrank.

Neuer Impfstoff macht Hoffnung auf bessere Wirkung

Einen neuen, hitzestabilen Impfstoff gegen HPV haben nun Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) unter der Leitung von Professor Martin Müller entwickelt. Dieser soll vor allem in Entwicklungsländern in Afrika und Südamerika zum Einsatz kommen, wo mehr als 80 Prozent der Krebserkrankungen diagnostiziert werden. „Unser großes Ziel ist es, weltweit die Impfraten gegen HPV zu steigern, vor allem auch in Ländern, die nur über geringe Ressourcen verfügen“, so Müller. „Unser neuer hitzestabiler Impfstoff, der günstig zu produzieren ist und vor fast allen krebserregenden HPV-Typen schützt, ist ein erster großer Schritt in diese Richtung.“

Der neue Impfstoff beruhe nicht wie bisher verfügbare Impfstoffe auf virusähnlichen Partikeln, sondern auf Peptiden der HPV-Hüllproteine. Ein Problem bei den bisherigen Vakzinen sei ihre Temperatursensitivität. Auch wirkten sie nur gegen einige der karzinogenen HPV-Typen. Präklinische Ergebnisse weiseen darauf hin, dass der neue Impfstoff dagegen vor fast 99 Prozent der HPV-bedingten Fälle von Zervix-Karzinomen schützen kann. Die Ergebnisse müssen nun noch durch klinische Studien bestätigt werden.

Foto: © New Africa - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Prävention und Reha
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