HPV-Impfung für Jungen: Das sagt Harald zur Hausen zur neuen STIKO Empfehlung

"Das wurde auch höchste Zeit", sagt Harald zur Hausen zur neuen STIKO-Empfehlung, wonach die HPV-Impfung künftig auch Jungen empfohlen wird
„Würden wir nur die Jungs impfen, würden wir wahrscheinlich mehr Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindern als mit der ausschließlichen Impfung der Mädchen“. Das hat Harald zur Hausen schon vor Jahren bewusst plakativ gesagt. Damit wollte der Wegbereiter der HPV-Impfung ausdrücken, dass die Impfung von Mädchen nicht ausreichend ist. Eine Herdenimmunität könne nur erreicht werden, wenn auch Jungen geimpft würden, erklärten er und etliche andere Krebsexperten. Nun ist die Ständige Impfkommission (STIKO) den Argumenten gefolgt und hat beschlossen, die HPV-Impfung auch für Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren zu empfehlen.
Männer sind Verbreiter und Opfer
„Das wurde auch höchste Zeit!“, kommentierte Nobelpreisträger zur Hausen die STIKO-Entscheidung in einem aktuellen Interview mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Das offensichtlichste Argument sei, so zur Hausen weiter, dass in nahezu allen Kulturen die jungen Männer mehr Sexualpartner hätten als Frauen der gleichen Altersgruppe. „Damit sind Männer die wichtigsten Verbreiter der Infektion.“ Männer seien aber eben nicht nur die Überträger, sondern auch die Opfer der Viren. „Insgesamt gehen pro Jahr in Deutschland etwa 1.000 Krebsfälle bei Männern auf das Konto von HPV“, sagte zur Hausen.
Der 82-jährige Krebsforscher hatte einst herausgefunden, dass humane Papillomviren Gebärmutterhalskrebs auslösen und dafür 2008 den Nobelpreis für Medizin erhalten. Inzwischen weiß man, dass HP-Viren für sehr viel mehr Krebsformen verantwortlich sind, insbesondere für Tumore im Mund-und-Rachenbreich, Analkrebs und Peniskarzinome.
Eine einmalige Chance
Die Impfung gegen HPV ist darum eine echte Krebsprävention. In Deutschland wird die Impfung Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren seit 2006 empfohlen. Für Jungen und Männer waren die Impfstoffe von Anfang an ebenfalls zugelassen. Doch ohne eine offizielle Empfehlung der STIKO, zahlen die Kassen die Immunisierung nicht. Daher ist bislang nur ein verschwindender Bruchteil der Jungen gegen die krebserregenden HPV geschützt. Mit der Folge, dass die Mädchen dann angesteckt werden.
Zur Hausen schätzt, dass etwa 85 Prozent aller Jugendlichen geimpft sein müssten, um die Infektionskette zu durchbrechen. Ob dies allerdings in Deutschland erreicht werden kann, bezweifelt der Wissenschaftler. „Angesichts der in Deutschland skandalös niedrigen HPV-Impfrate von Mädchen, die gerade mal bei 40 Prozent liegt, sind wir meilenweite von einem solchen Gemeinschaftsschutz entfernt“, sagte er. Sein Appell an alle Eltern: „Nutzen Sie die Chance und schützen Sie Ihren Sohn und seine zukünftigen Partnerinnen vor diesen vermeidbaren Krebserkrankungen!“
Dass Gebärmutterhalskrebs durch die HPV-Impfung zurückgedrängt werden kann, belegen Zahlen aus Finnland. Bei Frauen, die im Rahmen der Zulassungsstudien die Impfung erhalten hatten, wurde kein einziger Fall von HPV-bedingten Krebsarten festgestellt.
Kostenübernahme kann noch dauern
Die Empfehlung der STIKO gilt erst mit der Veröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 34/2018 des Robert-Koch Instituts. Im Anschluss an diese Veröffentlichung prüft der Gemeinsame Bundesausschuss G-BA die Kostenübernahmen durch die gesetzlichen Krankenversicherer. Eltern, die ihre Söhne umgehend impfen lassen möchten, sollten bis dahin eine mögliche Kostenübernahme direkt mit ihrer Krankenkasse besprechen. Einige Kassen haben unterdessen schon angekündigt die Kosten zu übernehmen. Die DAK will die Impfung für Jungen ab dem 1. Juli zahlen.
Foto: Jutta Jung/DKFZ