HPV-Impfung: Auf jeden Fall vor dem ersten Sex

Ein Virus, das Krebs macht – eine Impfung, die Krebs verhindert: Wären mindestens 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre gegen HPV geimpft, gäbe es der WHO zufolge kaum noch Fälle von Gebärmutterhalskrebs. – Foto: AdobeStock/Kt Stock
Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Anders als andere Viren lösen sie aber nicht einfach nur eine Infektion aus, sondern Gebärmutterhals-, Penis- oder Analkrebs oder Kopf-Hals-Tumore. Gegen dieses Risiko gibt es seit mehr als 15 Jahren eine Impfung. Sie gilt als wirksam und gut verträglich und wird von der Kasse bezahlt. Trotzdem sind bisher nur etwa die Hälfte aller Mädchen und etwa sechs Prozent der Jungen bis 18 Jahre gegen HPV geimpft. „Zu wenige und oft zu spät“, heißt es bei der „Deutschen Dermatologischen Gesellschaft“ (DDG). Denn sexuell aktive und junge Menschen im Alter bis 25 Jahren infizieren sich am häufigsten. Und schon beim ersten Sex ist eine Ansteckung möglich.
Schüler wissen viel über HIV – und wenig über Papillomviren
„Die durch HPV hervorgerufenen Krebserkrankungen können durch die HPV-Impfung verhindert werden“, heißt es in einer Stellungnahme der DDG. Eine Studie der Universität München von 2019 unter rund 3.800 Schülern zeigte aber, dass junge Menschen über HPV sehr viel weniger wissen als über andere sexuell übertragbare Infektionen wie HIV oder Hepatitis. „HPV kann beim Sex sehr leicht übertragen werden, denn bereits kleine Mengen virushaltiger Körperflüssigkeiten oder winzige Hautschüppchen reichen für eine Infektion aus“, heißt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Die DDG als dermatologische Fachgesellschaft ruft deshalb Eltern, Kinder und Jugendliche dazu auf, das Problem zu weiterzukommunizieren und die HPV-Impfung wahrzunehmen. Impfungen werden in der Regel beim Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten vorgenommen. Der Impfschutz gilt als erreicht, wenn zwei Dosen Impfstoff im Abstand von mindestens fünf Monaten verabreicht wurden.
Niedrige Impfquote bei Jungen – hohes Risiko für Gebärmutterhalskrebs bei Mädchen
Ein Problem stellt nach Einschätzung der dermatologischen Fachgesellschaft DDG vor allem eine sehr niedrige Impfquote bei Jungen dar. Ein Grund dafür ist, dass die Impfung für sie erst seit 2018 offiziell von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen und von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird. Während bei den Mädchen bis zum 18. Lebensjahr derzeit immerhin etwa 52 Prozent eine vollständige HPV-Impfserie hatten, sind es bei den Jungen nur 6 Prozent.
„Um das Ziel der Weltgesundheitsorganisation zu erreichen, Gebärmutterhalskrebs zu eliminieren, ist das zu wenig“, sagt DDG-Sprecher Peter Elsner. „Die HPV-Impfquote muss dafür bei 90 Prozent liegen.“ Laut DDG werden Gebärmutterhals- oder Analkrebs fast ausschließlich durch HPV verursacht. Vaginal- und Peniskarzinome sowie Karzinome der Mund-, Rachen- und Nasenschleimhaut werden zu einem nicht unbeträchtlichen Teil mit einer HPV-Infektion in Verbindung gebracht.
Warzen und Krebs: Was Papillomviren im Körper auslösen
Infektionen mit humanen Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Während ein großer Teil vorübergehend ist und eventuell „nur“ zu gutartigen Warzen im Anal- und Genitalbereich führt, gibt es auch sogenannte Hochrisiko-HPV-Typen. Dazu gehören HPV16 und HPV18, die zu Krebsvorstufen führen. Aus den Genitalwarzen können sich nach einigen Jahren invasive Karzinome bilden. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 4.400 Frauen an Gebärmutterhalskrebs, 1.600 sterben daran; die Zahl der Analkrebs-Patienten liegt bei jährlich etwa 2.500.