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HPV-bedingte Tumoren: Tausende Erkrankungen pro Jahr vermeidbar

Sonntag, 26. November 2017 – Autor: Anne Volkmann
Weitaus mehr Krebserkrankungen als allgemein angenommen werden durch Humane Papillomaviren (HPV) ausgelöst. Durch einen besseren Impfschutz ließen sich viele dieser Erkrankungen vermeiden. Auch für Jungen kann eine HPV-Impfung sinnvoll sein, wie neue Berechnungen nun bestätigen.

HPV löst mehr Krebserkrankungen aus, als allgemein vermutet wird – Foto: ©Tatiana Shepeleva - stock.adobe.com

Die HPV-Impfung schützt nachweislich vor Gebärmutterhalskrebs. Seit dem Jahr 2006 empfiehlt daher die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch Institut (RKI) die Impfung für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren. Humane Papillomaviren sind jedoch keine reine Frauensache. Auch viele Männer sind damit infiziert und können den Erreger übertragen. Zudem ist fast jeder fünfte an einem HPV-bedingten Tumor erkrankte Patient männlich.

Nach Berechnungen des Robert Koch-Instituts (RKI) ließen sich viele Krebserkrankungen in Deutschland durch einen besseren Schutz vor HPV vermeiden. Das Institut rät daher zum Impfen – und das könnte auch für Jungen sinnvoll sein.

Auch Männer sind von HPV-bedingten Tumoren betroffen

HP-Viren sind nicht nur ein Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs. Die Viren können auch Plattenepithelkarzinome im Mund- und Rachenraum, an Vulva, Vagina, Anus und Penis auslösen. Es liegt daher nahe anzunehmen, dass eine HPV-Impfung auch bei Jungen die Inzidenz solcher Erkrankungen deutlich senken könnte. In einigen Ländern werden daher heute auch Jungen routinemäßig gegen HPV geimpft – in Deutschland jedoch nicht.

Wie sinnvoll ein besserer Impfschutz gegen HPV sein könnte, zeigen Zahlen, die das RKI nun veröffentlich hat: Demnach erkranken jedes Jahr in Deutschland rund 7600 Menschen an einer HPV-bedingten Krebserkrankung; etwa 1,6 Prozent aller Tumoren werden durch HP-Viren verursacht. Berechnungen von Forschern um Dr. Nina Buttmann-Schweiger vom RKI zufolge lassen sich rund 90 Prozent aller Plattenepithelkarzinome des Anus, 80 Prozent der Vagina, 32 Prozent des Penis, 18 Prozent der Vulva und 16 Prozent des Oropharynx auf HPV zurückführen.

Eltern können ihre Söhne gegen HPV impfen lassen

Zurzeit untersucht die Ständige Impfkommission (STIKO) des RKI, ob die Empfehlungen zur HPV-Impfung überarbeitet werden sollen. Studien haben bereits gezeigt, dass die HPV-Impfung auch bei Jungen und jungen Männern wirksam ist. Daten aus Australien haben zudem gezeigt, dass die Impfung auch bezogen auf den sogenannten Herden­schutz sehr effektiv ist, denn ungeimpfte Männer und Frauen, die sexuelle Kontakte zu geimpften Personen haben, sind ebenfalls gegen HPV-Infektionen geschützt. Durch die HPV-Impfung können somit die Infektions­ketten zwischen Sexual­partnern unterbrochen werden.

Auch ohne vorliegende Empfehlung der STIKO können Jungen bereits jetzt auch hierzulande gegen HPV geimpft werden, wie das RKI auf seiner Website erklärt. Alle verfügbaren HPV-Impfstoffe sind auch für Jungen ab einem Alter von 9 Jahren zugelassen. Da für sie allerdings keine öffentliche Empfehlung der Länder vorliegt (außer in Sachsen), können in einem Impf­schadens­fall keine Ansprüche an das Versorgungs­amt geltend gemacht werden. Zudem sollte vorab geklärt werden, ob die Kranken­kasse die Kosten der Impfung übernimmt.

Foto: © Tatiana Shepeleva - Fotolia.com

Hauptkategorien: Medizin , Prävention und Reha
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