Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

HPV-bedingte Kopf-Hals-Tumoren: Neuer Wirkstoff soll Strahlenschäden verhindern

Montag, 12. August 2019 – Autor:
Krebs im Kopf- oder Halsbereich wird häufig von Humanen Papillomvirus (HPV) ausgelöst. Die gängige Therapie hilft zwar gut, hinterlässt aber oft schwere Langzeitschäden. Nun wird ein neuer Wirkstoff erprobt, der genau das verhindern soll.
HPV-bedingte Kopf-Hals-Tumoren haben eine bessere Prognose. Aber die Therapie ist oft mit langfristigen Nebenwirkungen verbunden

HPV-bedingte Kopf-Hals-Tumoren haben eine bessere Prognose. Die Therapie ist jedoch oft mit langfristigen Nebenwirkungen verbunden

Kopf-Hals-Tumoren werden oft von einer Infektion mit dem Humanen Papillomvirus (HPV). Auch wenn der Krebs lokal schon fortgeschritten ist, schlägt in diesen Fällen die Strahlen- und Chemotherapie sehr gut an. Der Grund: HPV-infizierte Kopf-Hals-Tumorzellen sterben noch schneller an den Folgen der Bestrahlung als andere Krebszellen, weil sie die Strahlenschäden in ihrem Erbgut schlechter reparieren können. Doch die kombinierte Behandlung hat oft schwere Langzeitnebenwirkungen - etwa ausgeprägte Schluck- und Sprachstörungen sowie Innenohr- oder Nierenschäden.

HPV-Tumoren mit spezifischem Wirkstoff austricksen

Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wollen diese Spätschäden nun mit einem neuen Wirkstoff verhindern. Sie entwickeln derzeit einen Wirkstoff, der sich speziell gegen die HPV-infizierten Tumorzellen richtet. "Mithilfe einer spezifischen molekularen Tumortherapie nutzen wir die Schwachstelle der HPV-bedingten Tumore aus und verstärken so die Wirkung der Strahlentherapie", erläutert Projektleiter Dr. Thorsten Rieckmann. Laut dem Experten hemmen die neuen Wirkstoffe spezifisch das DNA-Reparatursystem der Zellen und wirken dadurch - im Gegensatz zur klassischen Chemotherapie - insbesondere gegen die bestrahlten Tumorzellen und nur geringfügig gegen gesunde Zellen. „Die durch die HPV-Infektion bereits geschwächten Krebszellen verlieren so weiter ihre Fähigkeit zur Selbst-Reparatur und reagieren noch empfindlicher auf die Bestrahlung“, erläutert Rieckmann.

Chemo soll ersetzt werden

Momentan durchlaufen die neuen Substanzen noch zahlreiche Labortests. Erst wenn die erfolgreich verlaufen, können klinische Studien folgen. Künftig soll die zielgerichtete Therapie parallel zur Strahlentherapie verabreicht werden und die Chemotherapie ersetzen. „Möglicherweise kann sie auch die nötige Bestrahlungsintensität verringern - für eine bessere Lebensqualität der Patienten bei gleichzeitig hohen Heilungschancen“, so Rieckmann, der die Erkenntnisse sobald wie möglich in die klinische Praxis überführen will.

Die Deutsche Krebshilfe fördert das Projekt mit 232.000 Euro. "Innovative Forschungsprojekte zu fördern, die möglichst schnell den Patienten zugutekommen, ist ein Kernanliegen der Deutschen Krebshilfe", betont Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.

Kopf-Hals-Tumoren mit 17.000 Neudiagnosen recht häufig

In Deutschland erkranken pro Jahr rund 17.000 Menschen an einem Kopf-Hals-Tumor. Unter diesem Begriff werden Tumore der Mundhöhle, des Rachens, des Kehlkopfes, der Nase und der Nasennebenhöhlen zusammengefasst. Neben einer HPV-Infektion sind Rauchen und Alkohol die größten Risikofaktoren. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei 65 Jahren.

Foto: © RB-Pictures - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: HPV , Kopf-Hals-Tumore

Weitere Nachrichten zum Thema Kopf-Hals-Tumore

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin