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Homosexuelle Männer dürfen Blut spenden – unter Auflagen

Dienstag, 8. August 2017 – Autor:
Die Richtlinie für Blutspenden wurde von der Bundesärztekammer aktualisiert. Danach dürfen nun auch Männer, die Sex mit Männern haben, Blut spenden.
Blutspende

Männer, die Sex mit Männern haben, dürfen unter Auflagen Blut spenden – Foto: ©toeytoey - stock.adobe.com

Die Richtlinie „Hämotherapie“, die die  Gewinnung von Blut und Blutbestandteilen und die Anwendung von Blutprodukten regelt, wurde von der Bundesärztekammer überarbeitet und aktualisiert, gemeinsam mit dem Paul-Ehrlich-Institut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Nach der Novelle können sich auch Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), als Blutspender zur Verfügung stellen.

Sie waren bislang generell ausgeschlossen, da beim Sex zwischen Männern das Risiko einer Ansteckung mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten besonders groß ist und daher die Gefahr besteht, dass der Empänger einer Blutspende infiziert werden könnte. Tatsächlich entfallen auf Männer, die Sex mit Männern haben, zwei Drittel aller HIV-Neuinfektionen.

Homosexuelle Männer dürfen Blut spenden – unter Auflagen

Blutspenden homosexueller oder bisexueller Männer sind aber mit einer Auflage versehen: Sie dürfen in den vergangenen 12 Monaten kein „sexuelles Risikoverhalten“ an den Tag gelegt haben. Das gilt für Männer, die Sex mit Männern haben, aber auch Heterosexuelle, die Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Partnern praktizieren sowie Prostituierte. Grundsätzlich sei der ungeschützte rezeptive anale Verkehr mit einem sehr hohen Infektionsrisiko assoziiert.

Der Abstand von 12 Monaten soll sicherstellen, dass kein erhöhtes Risiko für die Empfänger von Blut und Blutprodukten besteht, heißt es in der Novelle. Für Männer, die Sex mit Männer haben, bedeutet das im Klartext, dass sie ein Jahr lang enthaltsam gelebt haben müssten, um Blutspender zu werden.

Kritik von der Deutschen Aids-Hilfe

Unzufrieden mit der neuen Regelung ist die Deutsche Aids-Hilfe: Eine Frist von einem Jahr schließe die meisten schwulen und bisexuellen Männer weiterhin unnötig von der Blutspende aus, so Vorstand Björn Beck. Eine HIV-Infektion könne man heute sechs Wochen nach dem letzten Risiko sicher ausschließen. Diese Frist wäre nachvollziehbar.

Frische Infektion lässt sich nicht feststellen

Personen, die vor der Spende eine Infektion mit einem Erreger für eine schwere, durch Blut übertragbare Infektionskrankheit erworben haben, dürfen kein Blut spenden. Alle Spenden werden auf solche Erreger und/oder Antikörper getestet, unter anderen auf HIV, Hepatitis oder den Syphilis-Erreger Treponema pallidum.

Eine frische Infektion in der sogenannten „Fensterphase“ lasse sich aber auch mit den heutigen Testsytemen nicht in jedem Fall erkennen, betont Dr. Susanne Stöcker vom Paul-Ehrlich-Institut. So könne etwa eine Hepatitis- oder Syphilis-Infektion erst nach Wochen oder Monaten nach der Ansteckung nachgewiesen werden. Das mache den großen Zeitraum von 12 Monaten nötig. „Wer sich drei Tage vor dem Blutspenden angesteckt hat, weiß davon nichts“, so die Sprecherin. Wichtig sei, das die Menschen, die eine Blutspende benötigen, sicher sein können und keine Angst haben müssen, sich zu infizieren.

England führt eine Frist von drei Monaten ein

In den EU-Ländern wird die Rückstellungsfrist unterschiedlich gehandhabt. In Tschechien, Schweden, Niederlanden und Frankreich gilt ebenfalls eine Frist von einem Jahr, in England und Schottland beträgt sie ab 2018 nur noch drei Monate. In den USA ist es ein Jahr, in Kanada sind es 5 Monate nach dem letzten MSM-Kontakt. Erfahrungen aus Ländern, in denen der Ausschluss von MSM in eine zeitlich befristete Rückstellung umgewandelt wurde, zeigen keine Zunahme der HIV-Infektionen unter Spendern.

Die Spender müssen in Deutschland vor der Blutabnahme Erhebungsbögen ausfüllen. Studien zeigten, dass so gut wie alle Spender wahrheitsgetreue Angaben machen. Ausgeschlossen vom Blutspenden sind Personen mit bestimmten Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Malaria, Tuberkulose sowie Diabetiker, die Insulin benötigen sowie Drogenabhängige.

Foto: fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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