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Homöopathie in Russland zur Pseudowissenschaft erklärt

Dienstag, 7. Februar 2017 – Autor:
Homöopathie ist soeben von der Russischen Akademie der Wissenschaften zur Irrlehre erklärt worden. Es gebe keine medizinische Begründung für die Wirksamkeit homöopathischer Mittel, heißt es aus der Akademie.
Russlands Wissenschaft distanziert sich von der Homöopathie. Auch in den USA wurden die Bestimmungen verschärft

Russlands Wissenschaft distanziert sich von der Homöopathie. Auch in den USA wurden die Bestimmungen verschärft – Foto: kerdkanno - Fotolia

Homöopathie ist eine Heillehre aus dem 18. Jahrhundert. Viele Menschen schwören auf das Konzept, Krankheiten durch hochverdünnte Wirkstoffe zu therapieren. Doch nun hat die Russische Akademie der Wissenschaften (RAW) die Homöopathie offiziell als Pseudowissenschaft eingestuft. Wie die russische Agentur Interfax meldet, zweifeln die russischen Wissenschaftler die Wirksamkeit homöopathischer Mittel an. Es gebe keine wissenschaftlich haltbaren Belege, wird aus der Stellungnahme zitiert. Mit der Einstufung zur Pseudowissenschaft soll auch eine Empfehlung an das russische Gesundheitsministerium verbunden sein, homöopathische Medikamente nicht mehr an staatlichen Kliniken zu verwenden. Das Moskauer Ministerium wolle nun eine Arbeitsgruppe einsetzen, um die Empfehlung zu überprüfen, meldet die Agentur weiter.

Russland steht bislang der Homöopathie offen gegenüber, das heißt es gibt kein Verbot und die staatlichen Einrichtungen dürfen homöopathische Mittel einsetzen.

Bei Patienten beliebt, unter Experten umstritten

In Deutschland freut sich die Homöopathie unterdessen wachsender Beliebtheit. Laut einer Umfrage des Allenbach Instituts aus dem Jahr 2014 hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung bereits homöopathische Arzneimittel angewendet. Der Anteil der Nutzer stieg von 53 Prozent im Jahr 2009 auf 60 Prozent in 2014. Unter den Frauen waren es sogar 73 Prozent, die homöopathische Mittel gegen verschiedene Beschwerden eingenommen hatten. Am häufigsten bei grippalen Infekten. Viele Kassen bieten inzwischen Homöpathie in gewissem Umfang als Zusatzleistung an, um attraktiver für Versicherte zu werden.

Schulmediziner sehen die Homöpathie jedoch oft kritisch. Vergangenes Jahr hatte sich der G-BA-Vorsitzende Josef Hecken dafür ausgesprochen, homöopathische Therapien künftig als freiwillige Kassenleistungen zu verbieten. Auch er argumentiert, dass es für die Wirksamkeit homöopathischer Mittel keine Evidenz gebe.

USA hat Warnhinweise eingeführt

In den USA müssen homöopathische Medikamente neuerdings mit dem Warnhinweis versehen sein, dass es keine wissenschaftlichen Nachweise für die Wirksamkeit gebe und die homöopathische Lehre von den meisten modernen Medizinern nicht akzeptiert werde. Diese Bestimmung wurde im Herbst 2016 und damit noch unter Obamas Präsidentschaft erlassen.

Die Homöopathie basiert auf den Lehren des deutschen Arztes Samuel Hahnemann. Danach wird Ähnliches mit Ähnlichem therapiert. Das bedeutet: Unverdünnt würde eine Substanz genau die Krankheitssymptome hervorrufen, an denen der Patient leidet. Der therapeutische Effekt kommt laut der Heilslehre durch die extreme Verdünnung (Potenzierung) zustande. Dass oft kaum noch nachweisbare Mengen der Ausgangssubstanz in den Medikamenten und Salben enthalten sind, wird von vielen Medizinern kritisch gesehen. Hinzukommt, dass es nur selten wissenschaftliche Studien zu homöopathischen Arzneimitteln gibt.

Foto: © kerdkanno - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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