Hoffnung im Kampf gegen Krankenhauskeime?

Gibt es bald neue Medikamente gegen multiresistente Bakterien? – Foto: Kateryna_Kon - Fotolia
Gegen multiresistente Erreger im Krankenhaus helfen nur wenige oder manchmal auch gar keine Antibiotika. Das macht sie zum Problem für Krankenhäuser und Patienten. Im schlimmsten Fall kann eine Infektion mit so einem Erreger tödlich verlaufen, weil es keine wirksamen Gegenmittel gibt. Berichte über erste Infektionen, gegen die überhaupt kein auf dem Markt befindliches Antibiotikum mehr hilft, unterstreichen die große medizinische und gesellschaftliche Bedeutung der Entwicklung neuer Antibiotika.
Die Antibiotika-Forschung hat in den letzten Jahren jedoch kaum neue Medikamente gefunden, die dort ansetzen, wo andere nicht mehr wirken. Die Berliner Forscher könnten nun eine Trendwende einleiten. Eine neue Klasse Lipopeptid-Antiobiotika hat in ihren Studien in Zusammenarbeit mit der französischen Firma Deinove und mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) den Angaben zufolge bisher auch gegen den weitverbreiteten Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) Aktivitäten gezeigt. Die Ergebnisse des Forscherteams rund um Professor Roderich Süßmuth von der TU Berlin sind in der jüngsten Ausgabe der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Chemical Biology“ veröffentlicht.
Mit Bakterien gegen Krankenhauskeime
Die Arbeitsgruppe hat eine Sammlung von Bakterien darauf hin untersucht, ob sie antibakteriell wirksame Moleküle produzieren. Das machen Bakterien, um ihre Konkurrenten auszuschalten. Die Forscher wurden fündig: Aus einer Kultur des Bakteriums „Microbacterium arborescens“ konnte eine Verbindung mit starker Aktivität gegen MRSA und andere pathogene Bakterien isoliert werden.
„Bakterien und Pilze stellen eine sehr gute Quelle für bioaktive Wirkstoffe dar, denn im Wettstreit um limitierte Ressourcen bekämpfen sich Mikroorganismen in der Natur gegenseitig. Dies können wir uns zunutze machen“, erklärt Roderich Süßmuth.
Das antibakteriell wirksame Molekül nannten die Forscher Microvionin. Sie untersuchten die chemische Struktur des Moleküls und stellten die Biosynthese im Labor nach. Dabei entdeckten die Wissenschaftler unerwartete biochemische Prozesse, die nach ihren Angaben bisher so nicht beobachtet worden sind.
Lipolanthine könnten neue Antibiotika werden
Zugleich fanden die Forscher mehr als zehn genetisch ähnliche Verbindungen in der Natur. Aus ihrer Sicht sind das alles potenzielle Kandidaten für neue Antibiotika. Aus einem dieser Stämme wurde dann mit Nocavionin ein weiteres Molekül isoliert.
Die neue Gruppe an Antibiotika mit der Bezeichnung Lipolanthine wird nach Einschätzung von Professor Süßmuth bald noch wachsen. „Wir versuchen natürlich nun auch die anderen Moleküle zu isolieren und dann auch Rückschlüsse zwischen der Struktur und Bioaktivität zu ermitteln“, so Süßmuth über die ausstehenden Forschungsaktivitäten. Die Wissenschaftler wollen außerdem die verbleibenden Schritte der Biosynthese der Lipolanthine aufklären. „Zu guter Letzt hoffen wir auch die Entwicklung von Microvionin zu einem nutzbaren Medikament vorantreiben zu können. Wir stehen bei diesem Projekt ja gerade erst in den Startlöchern und ich bin gespannt wie es jetzt weitergeht“, so Süßmuth.
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