Hoffnung für Kinder mit Diabetes 1: künstliche Bauchspeicheldrüse getestet
Das EU-finanzierte Projekt "KidsAP" (The artificial pancreas in children aged 1 to 7 years with type 1 diabetes) will mit einer künstlichen Bauchspeicheldrüse die Therapie von Kindern mit Typ-1-Diabetes grundlegend verändern. Beteiligt an einer erfolgreich abgeschlossenen Pilotstudie war das Universitätsklinikum Leipzig.
Wenn sich die künstliche Bauchspeicheldrüse bewährt, könnte sie das Leben der Betroffenen und ihrer Eltern deutlich erleichtern und verbessern, meint Studien-Autor Dr. Thomas Kapellen, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin und Leiter der Kinderarztpraxis im MedVZ des UK. Er betreut am UKL etwa 400 Kinder und Jugendliche mit Diabetes.
Zu Glukose-Sensor und Insulin-Pumpe kommt Smartphone-App
Die meisten von ihnen nutzen eine Insulinpumpe. "Moderne Insulinpumpen kommunizieren über Funk mit Sensoren, die im Unterhaut-Fettgewebe eine kontinuierliche Glukosemessung vornehmen", erläutert Kapellen. Anhand dieser Daten könne die neueste Geräte-Generation Entscheidungen treffen, um Unterzuckerungen zu vermeiden und beispielsweise die Insulin-Dosis zu reduzieren.
Die künstliche Bauchspeicheldrüse geht einen Schritt weiter. Zu Pumpe und Sensor kommt ein Smartphone mit einer speziellen App hinzu. Sie enthält einen Algorithmus, der mittels der Sensordaten die Insulindosis berechnet, die Pumpe steuert und somit die Basalrate, also den Grundbedarf an Insulin, reduzieren oder erhöhen kann.
Nachts und zwischen den Mahlzeiten arbeitet sie autark
"Hybrid closed-loop" heißt dieses System, von dem sich Diabetologen einen Riesengewinn versprechen. "In Ruhephasen, in der Nacht und zwischen den Mahlzeiten arbeitet das System völlig autark", erläutert der UKL-Experte, "nur zu den Mahlzeiten muss der Anwender selbst aktiv werden, deswegen der Zusatz 'hybrid'."
Erstmals sei diese Art des Systems nun bei einer so jungen Altersgruppe getestet worden, hebt Kapellen hervor. Das erfordere besondere Umsicht, denn Kinder in diesem Alter hätten einen sehr niedrigen Insulinbedarf, auch bestünden enorm hohe Sicherheitsanforderungen wegen ihres geringen Alters.
Kein verdünntes Insulin notwendig
Die von Prof. Roman Hovorka von der University of Cambridge geleitete Pilotstudie wollte herausfinden, ob für die Verwendung der künstlichen Bauchspeicheldrüse bei Kleinkindern das Insulin verdünnt werden müsste. Dafür wurden 24 Mädchen und Jungen zwischen 18 Monaten und sieben Jahren in Großbritannien, Luxemburg, Österreich und am Leipziger Universitätsklinikum rekrutiert.
Sie erhielten mittels des "Closed-loop"-Systems jeweils drei Wochen lang verdünntes Insulin und drei Wochen lang solches in Standardstärke. Ergebnis: Es gibt keine Unterschiede. Kinder, welche die künstliche Bauchspeicheldrüse verwendeten, benötigen kein verdünntes Insulin - ein großer Vorteil, da Insulin mit Standardstärke sicherer und einfacher überwacht werden kann.
Hoffnung für Kinder mit Diabetes 1: Künstliche Bauchspeicheldrüse
Die künstliche Bauchspeicheldrüse bedeutet eine Hoffnung für Kinder mit Diabetes 1. Auch Eltern und Betreuer würden davon in hohem Maß profitieren, müssen sie im Moment selbst in der Nacht zum Teil mehrfach nach den Zuckerwerten schauen. "Die Eltern der 24 Probanden haben dem System vertraut", berichtet Dr. Kapellen, "sie schliefen besser und mussten nicht ständig aufstehen."
Bei Kindern der untersuchten Altersgruppe ändere sich der Insulinbedarf von Stunde zu Stunde, so der Diabetologe, auch dafür sei das System optimal, da es sich daran anpassen könne, egal, wo sich die Kinder gerade aufhielten. Die Ergebnisse der Studie wurden in den Fachzeitschriften Pediatric Diabetes und Diabetes Care veröffentlicht.
Eine zweite, ebenfalls EU-finanzierte "KidsAP"-Nachfolgestudie mit 84 Kindern und einer Dauer von einem Jahr ist in Cambridge bereits gestartet, am UKL als einzigem deutschen Studienzentrum geht es im Herbst los.
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