Hoffnung auf neue Therapieoption bei Alzheimer
Die genauen Ursachen von Alzheimer sind noch nicht endgültig geklärt. Wahrscheinlich ist aber, dass sich bei Erkrankten größere Mengen des Proteins Amyloid-β im Gehirn anhäufen als bei Gesunden, was dazu führt, dass das Protein verklumpt und die Nervenzellen schädigt. Aussichtsreiche Substanzen für neue Therapien sind deshalb Wirkstoffe, welche die Amyloid-β-Produktion hemmen, sogenannte Inhibitoren. In Experimenten mit Mäusen konnte nun ein Team der Technischen Universität München (TUM) einen Proteininhibitor identifizieren, der die Amyloid-β-Menge reduziert und dadurch die normale Aktivität der Nervenzellen wiederherstellen und die Gedächtnisleistung deutlich verbessern kann.
Proteininhibitor verbessert Gedächtnis bei Mäusen
Die Forscher um Dr. Marc Aurel Busche, Nachwuchsgruppenleiter am Institut für Neurowissenschaften der Technischen Universität München, testeten im Mausversuch die Wirkung eines Proteininhibitors, der das Enzym β-Secretase hemmt, welches Amyloid-β herstellt. Während der Studie erhielten die Mäuse bis zu acht Wochen lang den Hemmstoff über die Nahrung. Nach dieser Zeit wiesen die Tiere tatsächlich weniger Amyloid-β im Gehirn auf als vorher. Doch der Effekt des Wirkstoffs war noch weitreichender: Auch die Gehirnfunktionen der Tiere hatten sich wieder normalisiert. Es gab weniger überaktive Nervenzellen und auch die langsamen Gehirnwellen verhielten sich wieder wie bei gesunden Tieren. Entscheidend war für die Wissenschaftler, dass sich auch das Gedächtnis der Tiere wieder verbesserte. Die Mäuse fanden eine in einem Wasserlabyrinth versteckte Plattform wieder ebenso schnell wie ihre gesunden Artgenossen.
Amyloid-These bestätigt
„Was uns vor allem beeindruckt und verwundert, ist die Umkehrbarkeit der Symptome. Die Tiere hatten vor der Behandlung ein deutliches Krankheitsbild mit Amyloid-β-Verklumpungen im Gehirn. Dennoch konnten wir die wichtigsten Gehirnaktivitäten und Fähigkeiten durch den Wirkstoff wiederherstellen“, erläutert Aylin Keskin, Erstautorin der Publikation. Die Studie bringt aber noch einen weiteren Vorteil: „Wir konnten jetzt auch im Umkehrschluss nachweisen, welche der neuronalen Defekte wirklich von Amyloid-β verursacht werden. Das war zum Beispiel für die überaktiven Nervenzellen bisher noch nicht ganz verstanden“, so Keskin.
Die Ergebnisse sollen nun bald den Weg in die klinische Anwendung finden. So ist eine Studie mit rund 1000 Teilnehmern geplant, in der ein leicht abgewandelter Hemmstoff getestet werden soll. „Wir hoffen natürlich sehr, dass sich die vielversprechenden Entdeckungen im Tiermodell auch auf den Menschen übertragen lassen“, so Busche. Die Studie entstand im Rahmen des SyNergy-Clusters. Sie wurde in Kooperation mit Novartis durchgeführt und durch die Alzheimer Forschung Initiative e.V., die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG), das European Research Council (ERC) und das European Union FP7 Program gefördert.
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